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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64889 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1814<br />

ziehung zu dieser Stadt <strong>und</strong> ihren Bewohnern stehend,<br />

sie rein objektiv anschaut. Hierauf beruht zum Theil<br />

der Genuß des Reisens. Auch scheint hier der Gr<strong>und</strong><br />

zu liegen, warum man die Wirkung erzählender oder<br />

dramatischer Werke dadurch zu befördern sucht, daß<br />

man die Scene in ferne Zeiten <strong>und</strong> Länder verlegt: in<br />

Deutschland nach Italien <strong>und</strong> Spanien; in Italien nach<br />

Deutschland, Polen <strong>und</strong> sogar Holland. – Ist nun die<br />

völlig objektive, von allem Wollen gereinigte, intuitive<br />

Auffassung Bedingung des Genusses ästhetischer<br />

Gegenstände; so ist sie um so mehr die der Hervorbringung<br />

derselben. Jedes gute Gemälde, jedes ächte<br />

Gedicht, trägt das Gepräge der beschriebenen Gemüthsverfassung.<br />

Denn nur was aus der Anschauung,<br />

<strong>und</strong> zwar der rein objektiven, entsprungen, oder unmittelbar<br />

durch sie angeregt ist, enthält den lebendigen<br />

Keim, aus welchem ächte <strong>und</strong> originelle Leistungen<br />

erwachsen können: nicht nur in den bildenden<br />

Künsten, sondern auch in der Poesie, ja, in der Philosophie.<br />

Das punctum saliens jedes schönen Werkes,<br />

jedes großen oder tiefen Gedankens, ist eine ganz objektive<br />

Anschauung. Eine solche aber ist durchaus<br />

durch das völlige Schweigen des <strong>Wille</strong>ns bedingt,<br />

welches den Menschen <strong>als</strong> reines Subjekt des Erkennens<br />

übrig läßt. <strong>Die</strong> Anlage zum Vorwalten dieses<br />

Zustandes ist eben das Genie.<br />

Mit dem Verschwinden des <strong>Wille</strong>ns aus dem Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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