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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64589 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1514<br />

Leidenschaft ist der erklärte Feind der Klugheit). –<br />

Wäre nun der Intellekt nicht etwas vom <strong>Wille</strong>n völlig<br />

Verschiedenes, sondern, wie man es bisher ansah, Erkennen<br />

<strong>und</strong> Wollen in der Wurzel Eins <strong>und</strong> gleich ursprüngliche<br />

Funktionen eines schlechthin einfachen<br />

Wesens; so müßte mit der Aufregung <strong>und</strong> Steigerung<br />

des <strong>Wille</strong>ns, darin der Affekt besteht, auch der Intellekt<br />

mit gesteigert werden: allein er wird, wie wir gesehn<br />

haben, vielmehr dadurch gehindert <strong>und</strong> deprimirt,<br />

weshalb die Alten den Affekt animi perturbatio<br />

nannten. Wirklich gleicht der Intellekt der Spiegelfläche<br />

des Wassers, dieses selbst aber dem <strong>Wille</strong>n, dessen<br />

Erschütterung daher die Reinheit jenes Spiegels<br />

<strong>und</strong> die Deutlichkeit seiner Bilder sogleich aufhebt.<br />

Der Organismus ist der <strong>Wille</strong> selbst, ist verkörperter,<br />

d.h. objektiv im Gehirn angeschauter <strong>Wille</strong>: deshalb<br />

werden durch die freudigen <strong>und</strong> überhaupt die rüstigen<br />

Affekte manche seiner Funktionen, wie Respiration,<br />

Blutumlauf, Gallenabsonderung, Muskelkraft, erhöht<br />

<strong>und</strong> beschleunigt. Der Intellekt hingegen ist die<br />

bloße Funktion des Gehirns, welches vom Organismus<br />

nur parasitisch genährt <strong>und</strong> getragen wird: deshalb<br />

muß jede Perturbation des <strong>Wille</strong>ns, <strong>und</strong> mit ihm<br />

des Organismus, die für sich bestehende <strong>und</strong> keine<br />

andern Bedürfnisse, <strong>als</strong> nur die der Ruhe <strong>und</strong> Nahrung<br />

kennende Funktion des Gehirns stören oder lähmen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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