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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63480 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 405<br />

der Wahnsinn einen hohen Grad, so entsteht völlige<br />

Gedächtnißlosigkeit, weshalb dann der Wahnsinn<br />

durchaus keiner Rücksicht auf irgend etwas Abwesendes,<br />

oder Vergangenes fähig ist, sondern ganz allein<br />

durch die augenblickliche Laune, in Verbindung mit<br />

den Fiktionen, welche in seinem Kopf die Vergangenheit<br />

füllen, bestimmt wird: man ist <strong>als</strong>dann bei ihm,<br />

wenn man ihm nicht stets die Uebermacht vor Augen<br />

hält, keinen Augenblick vor Mißhandlung, oder Mord<br />

gesichert. – <strong>Die</strong> Erkenntniß des Wahnsinnigen hat mit<br />

der des Thieres dies gemein, daß beide auf das Gegenwärtige<br />

beschränkt sind; aber was sie unterscheidet<br />

ist dieses: das Thier hat eigentlich gar keine <strong>Vorstellung</strong><br />

von der Vergangenheit <strong>als</strong> solcher, obwohl<br />

dieselbe durch das Medium der Gewohnheit auf das<br />

Thier wirkt, daher z.B. der H<strong>und</strong> seinen frühem Herrn<br />

auch nach Jahren wiederkennt, d.h. von dessen Anblick<br />

den gewohnten Eindruck erhält; aber von der<br />

seitdem verflossenen Zelt hat er doch keine Rückerinnerung:<br />

der Wahnsinnige dagegen trägt in seiner Vernunft<br />

auch immer eine Vergangenheit in abstracto<br />

herum, aber eine f<strong>als</strong>che, die nur für ihn existirt <strong>und</strong><br />

dies entweder allezeit, oder auch nur eben jetzt: der<br />

Einfluß dieser f<strong>als</strong>chen Vergangenheit verhindert nun<br />

auch den Gebrauch der richtig erkannten Gegenwart,<br />

den doch das Thier macht. Daß heftiges geistiges Leiden,<br />

unerwartete entsetzliche Begebenheiten häufig<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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