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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65065 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1990<br />

Zerstörung angeboren: diese <strong>als</strong>o, <strong>und</strong> nicht das bloße<br />

Vermeiden des Schmerzes, ist es, was sich in der<br />

ängstlichen Behutsamkeit zeigt, mit der das Thier sich<br />

<strong>und</strong> noch mehr seine Brut vor Jedem, der gefährlich<br />

werden könnte, sicher zu stellen sucht. Warum flieht<br />

das Thier, zittert <strong>und</strong> sucht sich zu verbergen? Weil<br />

es lauter <strong>Wille</strong> zum Leben, <strong>als</strong> solcher aber dem Tode<br />

verfallen ist <strong>und</strong> Zeit gewinnen möchte. Eben so ist,<br />

von Natur, der Mensch. Das größte der Uebel, das<br />

Schlimmste was überall gedroht werden kann, ist der<br />

Tod, die größte Angst Todesangst, Nichts reißt uns so<br />

unwiderstehlich zur lebhaftesten Theilnahme hin, wie<br />

fremde Lebensgefahr: nichts ist entsetzlicher, <strong>als</strong> eine<br />

Hinrichtung. <strong>Die</strong> hierin hervortretende gränzenlose<br />

Anhänglichkeit an das Leben kann nun aber nicht aus<br />

der Erkenntniß <strong>und</strong> Ueberlegung entsprungen seyn:<br />

vor dieser erscheint sie vielmehr thöricht; da es um<br />

den objektiven Werth des Lebens sehr mißlich steht,<br />

<strong>und</strong> wenigstens zweifelhaft bleibt, ob dasselbe dem<br />

Nichtseyn vorzuziehn sei, ja, wenn Erfahrung <strong>und</strong><br />

Ueberlegung zum Worte kommen, das Nichtseyn<br />

wohl gewinnen muß. Klopfte man an die Gräber <strong>und</strong><br />

fragte die Todten, ob sie wieder aufstehn wollten; sie<br />

würden mit den Köpfen schütteln. Dahin geht auch<br />

des Sokrates Meinung, in Plato's Apologie, <strong>und</strong><br />

selbst der heitere <strong>und</strong> liebenswürdige Voltaire kann<br />

nicht umhin zu sagen: on aime la vie; mais le néant<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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