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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65251 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2176<br />

die höchste Angelegenheit, nämlich die, deren Gelingen<br />

oder Mißlingen ihn am empfindlichsten berührt;<br />

daher sie vorzugsweise die Herzensangelegenheit genannt<br />

wird: auch wird diesem Interesse, wann es sich<br />

stark <strong>und</strong> entschieden ausgesprochen hat, jedes bloß<br />

die eigene Person betreffende nachgesetzt <strong>und</strong> nöthigenfalls<br />

aufgeopfert. Dadurch <strong>als</strong>o bezeugt der<br />

Mensch, daß ihm die Gattung näher liegt, <strong>als</strong> das Individuum,<br />

<strong>und</strong> er unmittelbarer in Jener, <strong>als</strong> in <strong>Die</strong>sem<br />

lebt. – Warum demnach hängt der Verliebte, mit<br />

gänzlicher Hingebung, an den Augen seiner Auserkorenen<br />

<strong>und</strong> ist bereit, ihr jedes Opfer zu bringen? –<br />

Weil sein unsterblicher Theil es ist, der nach ihr verlangt;<br />

nach allem Sonstigen immer nur der sterbliche.<br />

– Jenes lebhafte, oder gar inbrünstige, auf ein bestimmtes<br />

Weib gerichtete Verlangen ist sonach ein<br />

unmittelbares Unterpfand der Unzerstörbarkeit des<br />

Kerns unsers Wesens <strong>und</strong> seines Fortbestandes in der<br />

Gattung. <strong>Die</strong>sen Fortbestand nun aber für etwas Geringfügiges<br />

<strong>und</strong> Ungenügendes zu halten, ist ein Irrthum,<br />

der daraus entspringt, daß man unter dem Fortleben<br />

der Gattung sich nichts weiter denkt, <strong>als</strong> das<br />

künftige Daseyn uns ähnlicher, jedoch in keinem Betracht<br />

mit uns identischer Wesen, <strong>und</strong> dies wieder,<br />

weil man, von der nach außen gerichteten Erkenntniß<br />

ausgehend, nur die äußere Gestalt der Gattung, wie<br />

wir diese anschaulich auffassen, <strong>und</strong> nicht ihr inneres<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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