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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64921 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1846<br />

recht eigentlich naturgemäß beschäftigt ist. Der feste,<br />

praktische Lebensernst, welchen die Römer <strong>als</strong> gravitas<br />

bezeichneten, setzt voraus, daß der Intellekt nicht<br />

den <strong>Die</strong>nst des <strong>Wille</strong>ns verlasse, um hinauszuschweifen<br />

zu Dem, was diesen nicht angeht: darum läßt er<br />

nicht jenes Auseinandertreten des Intellekts <strong>und</strong> des<br />

<strong>Wille</strong>ns zu, welches Bedingung des Genies ist. Der<br />

kluge, ja der eminente Kopf, der zu großen Leistungen<br />

im Praktischen Geeignete, ist es gerade dadurch,<br />

daß die Objekte seinen <strong>Wille</strong>n lebhaft erregen <strong>und</strong><br />

zum rastlosen Nachforschen ihrer Verhältnisse <strong>und</strong><br />

Beziehungen anspornen. Auch sein Intellekt ist <strong>als</strong>o<br />

mit dem <strong>Wille</strong>n fest verwachsen. Vor dem genialen<br />

Kopf hingegen schwebt, in seiner objektiven Auffassung,<br />

die Erscheinung der <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> ein ihm Fremdes,<br />

ein Gegenstand der Kontemplation, der sein Wollen<br />

aus dem Bewußtseyn verdrängt. Um diesen Punkt<br />

dreht sich der Unterschied zwischen der Befähigung<br />

zu Thaten <strong>und</strong> der zu Werken. <strong>Die</strong> letztere verlangt<br />

Objektivität <strong>und</strong> Tiefe der Erkenntniß, welche gänzliche<br />

Sonderung des Intellekts vom <strong>Wille</strong>n zur Voraussetzung<br />

hat: die erstere hingegen verlangt Anwendung<br />

der Erkenntniß, Geistesgegenwart <strong>und</strong> Entschlossenheit,<br />

welche erfordert, daß der Intellekt unausgesetzt<br />

den <strong>Die</strong>nst des <strong>Wille</strong>ns besorge. Wo das Band zwischen<br />

Intellekt <strong>und</strong> <strong>Wille</strong> gelöst ist, wird der von seiner<br />

natürlichen Bestimmung abgewichene Intellekt<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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