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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65162 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2087<br />

ten. An sich selbst ist sie jedoch im Menschen nicht<br />

weniger stark: auch hier sehn wir sie, in einzelnen<br />

Fällen, die Selbstliebe gänzlich überwinden <strong>und</strong> sogar<br />

bis zur Aufopferung des eigenen Lebens gehn. So<br />

z.B. berichten noch soeben die Zeitungen aus Frankreich,<br />

daß zu Chahars, im Departement du Lot, ein<br />

Vater sich das Leben genommen hat, damit sein<br />

Sohn, den das Loos zum Kriegsdienst getroffen hatte,<br />

der älteste einer Witwe <strong>und</strong> <strong>als</strong> solcher davon befreit<br />

seyn sollte. (Galignani's Messenger vom 22. Juni<br />

1843). Bei den Thieren jedoch, da sie keiner Ueberlegung<br />

fähig sind, zeigt die instinktive Mutterliebe (das<br />

Männchen ist sich seiner Vaterschaft meistens nicht<br />

bewußt) sich unvermittelt <strong>und</strong> unverfälscht, daher mit<br />

voller Deutlichkeit <strong>und</strong> in ihrer ganzen Stärke. Im<br />

Gr<strong>und</strong>e ist sie der Ausdruck des Bewußtseyns im<br />

Thiere, daß sein wahres Wesen unmittelbarer in der<br />

Gattung, <strong>als</strong> im Individuo liegt, daher es nöthigenfalls<br />

sein Leben opfert, damit, in den Jungen, die Gattung<br />

erhalten werde. Also wird hier, wie auch im Geschlechtstriebe,<br />

der <strong>Wille</strong> zum Leben gewissermaaßen<br />

transscendent, indem sein Bewußtseyn sich über das<br />

Individuum, welchem es inhärirt, hinaus, auf die Gattung<br />

erstreckt. Um diese zweite Aeußerung des Gattungslebens<br />

nicht bloß abstrakt auszusprechen, sondern<br />

sie dem Leser in ihrer Größe <strong>und</strong> Wirklichkeit zu<br />

vergegenwärtigen, will ich von der überschwängli-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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