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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64341 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1266<br />

Das oben gerügte Operiren mit weiten Abstraktis,<br />

unter gänzlichem Verlassen der anschaulichen Erkenntniß,<br />

aus der sie abgezogen worden <strong>und</strong> welche<br />

daher die bleibende, naturgemäße Kontrole derselben<br />

ist, war zu allen Zeiten die Hauptquelle der Irrthümer<br />

des dogmatischen Philosophirens. Eine Wissenschaft<br />

aus der bloßen Vergleichung von Begriffen, <strong>als</strong>o aus<br />

allgemeinen Sätzen aufgebaut, könnte nur dann sicher<br />

seyn, wenn alle ihre Sätze synthetische a priori<br />

wären, wie dies in der Mathematik der Fall ist: denn<br />

nur solche leiden keine Ausnahmen. Haben die Sätze<br />

hingegen irgend einen empirischen Stoff; so muß man<br />

diesen stets zur Hand behalten, um die allgemeinen<br />

Sätze zu kontroliren. Denn alle irgendwie aus der Erfahrung<br />

geschöpften Wahrheiten sind nie unbedingt<br />

gewiß, haben daher nur eine approximative Allgemeingültigkeit;<br />

weil hier keine Regel ohne Ausnahme<br />

gilt. Kette ich nun dergleichen Sätze, vermöge des Ineinandergreifens<br />

ihrer Begriffssphären, an einander;<br />

so wird leicht ein Begriff den andern gerade da treffen,<br />

wo die Ausnahme liegt: ist aber dies im Verlauf<br />

einer langen Schlußkette auch nur ein einziges Mal<br />

geschehn; so ist das ganze Gebäude von seinem F<strong>und</strong>ament<br />

losgerissen <strong>und</strong> schwebt in der Luft. Sage ich<br />

z.B. »die Wiederkäuer sind ohne vordere Schneidezähne«,<br />

<strong>und</strong> wende dies <strong>und</strong> was daraus folgt auf die<br />

Kameele an; so wird Alles f<strong>als</strong>ch: denn es gilt nur von<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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