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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64895 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1820<br />

mert <strong>als</strong> das gemeinsame Thema aller jener subjektiven<br />

Variationen. Denn gewiß stellt die vor unsern<br />

Augen ausgebreitete Natur sich in den verschiedenen<br />

Köpfen sehr verschieden dar: <strong>und</strong> wie Jeder sie sieht,<br />

so allein kann er sie wiedergeben, sei es durch den<br />

Pinsel, oder den Meißel, oder Worte, oder Geberden<br />

auf der Bühne. Nur Objektivität befähigt zum Künstler:<br />

sie ist aber allein dadurch möglich, daß der Intellekt,<br />

von seiner Wurzel, dem <strong>Wille</strong>n, abgelöst, frei<br />

schwebend, <strong>und</strong> doch höchst energisch thätig sei.<br />

Dem Jüngling, dessen anschauender Intellekt noch<br />

mit frischer Energie wirkt, stellt sich wohl oft die<br />

Natur mit vollkommener Objektivität <strong>und</strong> daher in<br />

voller Schönheit dar. Aber den Genuß eines solchen<br />

Anblicks stört bisweilen die betrübende Reflexion,<br />

daß die gegenwärtigen, sich so schön darstellenden<br />

Gegenstände nicht auch in einer persönlichen Beziehung<br />

zu ihm stehn, vermöge deren sie ihn interessiren<br />

<strong>und</strong> freuen könnten: er erwartet nämlich sein Leben in<br />

Gestalt eines interessanten Romans. »Hinter jenem<br />

vorspringenden Felsen müßte die wohlberittene<br />

Schaar der Fre<strong>und</strong>e meiner harren, – an jenem Wasserfall<br />

die Geliebte ruhen, – dieses schön beleuchtete<br />

Gebäude ihre Wohnung <strong>und</strong> jenes umrankte Fenster<br />

das ihrige seyn; – aber diese schöne <strong>Welt</strong> ist öde für<br />

mich!« u.s.w. Dergleichen melancholische Jünglingsschwärmereien<br />

verlangen eigentlich etwas sich gera-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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