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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64881 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1806<br />

Kapitel 30. 38<br />

Vom reinen Subjekt des Erkennens<br />

Zur Auffassung einer Idee, zum Eintritt derselben in<br />

unser Bewußtseyn, kommt es nur mittelst einer Veränderung<br />

in uns, die man auch <strong>als</strong> einen Akt der<br />

Selbstverleugnung betrachten könnte; sofern sie darin<br />

besteht, daß die Erkenntniß sich ein Mal vom eigenen<br />

<strong>Wille</strong>n gänzlich abwendet, <strong>als</strong>o das ihr anvertraute<br />

theure Pfand jetzt gänzlich aus den Augen läßt <strong>und</strong><br />

die Dinge so betrachtet, <strong>als</strong> ob sie den <strong>Wille</strong>n nie<br />

etwas angehn könnten. Denn hiedurch allein wird die<br />

Erkenntniß zum reinen Spiegel des objektiven Wesens<br />

der Dinge. Jedem ächten Kunstwerk muß eine so<br />

bedingte Erkenntniß, <strong>als</strong> sein Ursprung, zum Gr<strong>und</strong>e<br />

liegen. <strong>Die</strong> zu derselben erforderte Veränderung im<br />

Subjekte kann, eben weil sie in der Elimination alles<br />

Wollens besteht, nicht vom <strong>Wille</strong>n ausgehn, <strong>als</strong>o kein<br />

Akt der Willkür seyn, d.h. nicht in unserm Belieben<br />

stehn. Vielmehr entspringt sie allein aus einem temporären<br />

Ueberwiegen des Intellekts über den <strong>Wille</strong>n,<br />

oder, physiologisch betrachtet, aus einer starken Erregung<br />

der anschauenden Gehirnthätigkeit, ohne alle<br />

Erregung der Neigungen oder Affekte. Um dies etwas<br />

genauer zu erläutern, erinnere ich daran, daß unser<br />

Bewußtseyn zwei Seiten hat: theils nämlich ist es Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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