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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63331 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 256<br />

ser Schrift gehört. Hier wünsche ich inzwischen nur<br />

darauf hinzuweisen, daß die Erscheinung des an sich<br />

gr<strong>und</strong>losen <strong>Wille</strong>ns doch <strong>als</strong> solche dem Gesetz der<br />

Nothwendigkeit, d.i. dem Satz vom Gr<strong>und</strong>e, unterworfen<br />

ist; damit wir an der Nothwendigkeit, mit welcher<br />

die Erscheinungen der Natur erfolgen, keinen<br />

Anstoß nehmen, in ihnen die Manifestationen des<br />

<strong>Wille</strong>ns zu erkennen.<br />

Man hat bisher für Erscheinungen des <strong>Wille</strong>ns nur<br />

diejenigen Veränderungen angesehn, die keinen andern<br />

Gr<strong>und</strong>, <strong>als</strong> ein Motiv, d.h. eine <strong>Vorstellung</strong><br />

haben; daher man in der Natur allein dem Menschen<br />

<strong>und</strong> allenfalls den Thieren einen <strong>Wille</strong>n beilegte; weil<br />

das Erkennen, das Vorstellen, allerdings, wie ich an<br />

einem andern Orte schon erwähnt habe, der ächte <strong>und</strong><br />

ausschließende Charakter der Thierheit ist. Allein daß<br />

der <strong>Wille</strong> auch da wirkt, wo keine Erkenntniß ihn leitet,<br />

sehn wir zu allernächst an dem Instinkt <strong>und</strong> den<br />

Kunsttrieben der Thiere35. Daß sie <strong>Vorstellung</strong>en<br />

<strong>und</strong> Erkenntniß haben, kommt hier gar nicht in Betracht,<br />

da der Zweck, zu dem sie gerade so hinwirken,<br />

<strong>als</strong> wäre er ein erkanntes Motiv, von ihnen ganz unerkannt<br />

bleibt; daher ihr Handeln hier ohne Motiv geschieht,<br />

nicht von der <strong>Vorstellung</strong> geleitet ist <strong>und</strong> uns<br />

zuerst <strong>und</strong> am deutlichsten zeigt, wie der <strong>Wille</strong> auch<br />

ohne alle Erkenntniß thätig ist. Der einjährige Vogel<br />

hat keine <strong>Vorstellung</strong> von den Eiern, für die er ein<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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