18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64293 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1218<br />

nießen die Thiere jede auch nur erträgliche Gegenwart<br />

ruhig <strong>und</strong> heiter. Sehr beschränkte Menschen mögen<br />

ihnen hierin nahe kommen. Ferner können die Leiden,<br />

welche rein der Gegenwart angehören, bloß physische<br />

seyn. Sogar den Tod empfinden eigentlich die Thiere<br />

nicht: erst bei seinem Eintritt könnten sie ihn kennen<br />

lernen; aber dann sind sie schon nicht mehr. So ist<br />

denn das Leben des Thieres eine fortgesetzte Gegenwart.<br />

Es lebt dahin ohne Besinnung <strong>und</strong> geht stets<br />

ganz in der Gegenwart auf: selbst der große Haufen<br />

der Menschen lebt mit sehr geringer Besinnung. Eine<br />

andere Folge der dargelegten Beschaffenheit des Intellekts<br />

der Thiere ist der genaue Zusammenhang ihres<br />

Bewußtseyns mit ihrer Umgebung. Zwischen dem<br />

Thiere <strong>und</strong> der Außenwelt steht nichts: zwischen uns<br />

<strong>und</strong> dieser stehn aber immer noch unsere Gedanken<br />

über dieselbe, <strong>und</strong> machen oft uns ihr, oft sie uns unzugänglich.<br />

Nur bei Kindern <strong>und</strong> sehr rohen Menschen<br />

wird diese Vormauer bisweilen so dünn, daß<br />

um zu wissen, was in ihnen vorgeht, man nur zu sehn<br />

braucht, was um sie vorgeht. Daher auch sind die<br />

Thiere weder des Vorsatzes, noch der Verstellung<br />

fähig: sie haben nichts im Hinterhalt. In dieser Hinsicht<br />

verhält sich der H<strong>und</strong> zum Menschen, wie ein<br />

gläserner zu einem metallenen Becher, <strong>und</strong> dies trägt<br />

viel bei ihn uns so werth zu machen: denn es gewährt<br />

uns ein großes Ergötzen, alle unsere Neigungen <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!