18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63460 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 385<br />

Idee, <strong>und</strong> diese von ihrer Erscheinung zu unterscheiden<br />

weiß, dem werden die <strong>Welt</strong>begebenheiten nur<br />

noch sofern sie die Buchstaben sind, aus denen die<br />

Idee des Menschen sich lesen läßt, Bedeutung haben,<br />

nicht aber an <strong>und</strong> für sich. Er wird nicht mit den Leuten<br />

glauben, daß die Zeit etwas wirklich Neues <strong>und</strong><br />

Bedeutsames hervorbringe, daß durch sie oder in ihr<br />

etwas schlechthin Reales zum Daseyn gelange, oder<br />

gar sie selbst <strong>als</strong> ein Ganzes Anfang <strong>und</strong> Ende, Plan<br />

<strong>und</strong> Entwickelung habe, <strong>und</strong> etwan zum letzten Ziel<br />

die höchste Vervollkommnung (nach ihren Begriffen)<br />

des letzten, dreißig Jahre lebenden Geschlechts.<br />

Daher wird er so wenig mit Homer einen ganzen<br />

Olymp voll Götter zur Lenkung jener Zeitbegebenheiten<br />

bestellen, <strong>als</strong> mit Ossian die Figuren der Wolken<br />

für individuelle Wesen halten, da, wie gesagt, Beides,<br />

in Bezug auf die darin erscheinende Idee, gleich viel<br />

Bedeutung hat. In den mannigfaltigen Gestalten des<br />

Menschenlebens <strong>und</strong> dem unaufhörlichen Wechsel<br />

der Begebenheiten wird er <strong>als</strong> das Bleibende <strong>und</strong> Wesentliche<br />

nur die Idee betrachten, in welcher der <strong>Wille</strong><br />

zum Leben seine vollkommenste Objektität hat, <strong>und</strong><br />

welche ihre verschiedenen Seiten zeigt in den Eigenschaften,<br />

Leidenschaften, Irrthümern <strong>und</strong> Vorzügen<br />

des Menschengeschlechts, in Eigennutz, Haß, Liebe,<br />

Furcht, Kühnheit, Leichtsinn, Stumpfheit, Schlauheit,<br />

Witz, Genie u.s.w., welche alle, zu tausendfältigen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!