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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63490 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 415<br />

immer, uns, wenn auch nur auf Augenblicke, der Subjektivität,<br />

dem Sklavendienste des <strong>Wille</strong>ns zu entreißen<br />

<strong>und</strong> in den Zustand des reinen Erkennens zu versetzen.<br />

Darum wird auch der von Leidenschaften,<br />

oder Noth <strong>und</strong> Sorge Gequälte durch einen einzigen<br />

freien Blick in die Natur so plötzlich erquickt, erheitert<br />

<strong>und</strong> aufgerichtet: der Sturm der Leidenschaften,<br />

der Drang des Wunsches <strong>und</strong> der Furcht <strong>und</strong> alle<br />

Quaal des Wollens sind dann sogleich auf eine w<strong>und</strong>ervolle<br />

Art beschwichtigt. Denn in dem Augenblikke,<br />

wo wir, vom Wollen losgerissen, uns dem reinen<br />

willenlosen Erkennen hingegeben haben, sind wir<br />

gleichsam in eine andere <strong>Welt</strong> getreten, wo Alles, was<br />

unsern <strong>Wille</strong>n bewegt <strong>und</strong> dadurch uns so heftig erschüttert,<br />

nicht mehr ist. Jenes Freiwerden der Erkenntniß<br />

hebt uns aus dem Allen eben so sehr <strong>und</strong><br />

ganz heraus, wie der Schlaf <strong>und</strong> der Traum: Glück<br />

<strong>und</strong> Unglück sind verschw<strong>und</strong>en: wir sind nicht mehr<br />

das Individuum, es ist vergessen, sondern nur noch<br />

reines Subjekt der Erkenntniß: wir sind nur noch da<br />

<strong>als</strong> das eine <strong>Welt</strong>auge, was aus allen erkennenden<br />

Wesen blickt, im Menschen allein aber völlig frei<br />

vom <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns werden kann, wodurch aller<br />

Unterschied der Individualität so gänzlich verschwindet,<br />

daß es <strong>als</strong>dann einerlei ist, ob das schauende<br />

Auge einem mächtigen König, oder einem gepeinigten<br />

Bettler angehört. Denn weder Glück noch Jammer<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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