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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64553 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1478<br />

Keiner seinen Charakter a priori kennt, sondern ihn<br />

erst erfahrungsmäßig <strong>und</strong> stets unvollkommen kennen<br />

lernt. Aber dennoch ist die Wahrnehmung, in der wir<br />

die Regungen <strong>und</strong> Akte des eigenen <strong>Wille</strong>ns erkennen,<br />

bei Weitem unmittelbarer, <strong>als</strong> jede andere: sie ist<br />

der Punkt, wo das Ding an sich am unmittelbarsten in<br />

die Erscheinung tritt, <strong>und</strong> in größter Nähe vom erkennenden<br />

Subjekt beleuchtet wird; daher eben der <strong>als</strong>o<br />

intim erkannte Vorgang der Ausleger jedes andern zu<br />

werden einzig <strong>und</strong> allein geeignet ist.<br />

Denn bei jedem Hervortreten eines <strong>Wille</strong>nsaktes<br />

aus der dunklen Tiefe unsers Innern in das erkennende<br />

Bewußtseyn geschieht ein unmittelbarer Uebergang<br />

des außer der Zeit liegenden Dinges an sich in die Erscheinung.<br />

Demnach ist zwar der <strong>Wille</strong>nsakt nur die<br />

nächste <strong>und</strong> deutlichste Erscheinung des Dinges an<br />

sich; doch folgt hieraus, daß wenn alle übrigen Erscheinungen<br />

eben so unmittelbar <strong>und</strong> innerlich von<br />

uns erkannt werden könnten, wir sie für eben Das ansprechen<br />

müßten, was der <strong>Wille</strong> in uns ist. In diesem<br />

Sinne <strong>als</strong>o lehre ich, daß das innere Wesen eines<br />

jeden Dinges <strong>Wille</strong> ist, <strong>und</strong> nenne den <strong>Wille</strong>n das<br />

Ding an sich. Hiedurch wird Kants Lehre von der Unerkennbarkeit<br />

des Dinges an sich dahin modificirt,<br />

daß dasselbe nur nicht schlechthin <strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong> aus<br />

erkennbar sei, daß jedoch die bei Weitem unmittelbarste<br />

seiner Erscheinungen, welche durch diese Un-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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