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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63284 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 209<br />

daß, dieser menschlichen Eigenthümlichkeit zufolge,<br />

jeder Wunsch bald erstirbt, <strong>und</strong> <strong>als</strong>o keinen Schmerz<br />

mehr erzeugen kann, wenn nur keine Hoffnung ihm<br />

Nahrung giebt. Aus diesem allen ergab sich, daß alles<br />

Glück nur auf dem Verhältniß beruht zwischen unsern<br />

Ansprüchen <strong>und</strong> dem, was wir erhalten: wie groß oder<br />

klein die beiden Großen dieses Verhältnisses sind, ist<br />

einerlei, <strong>und</strong> das Verhältniß kann sowohl durch Verkleinerung<br />

der ersten Größe, <strong>als</strong> durch Vergrößerung<br />

der zweiten hergestellt werden: <strong>und</strong> eben so, daß alles<br />

Leiden eigentlich hervorgeht aus dem Mißverhältniß<br />

dessen, was wir fordern <strong>und</strong> erwarten, mit dem, was<br />

uns wird, welches Mißverhältniß aber offenbar nur in<br />

der Erkenntniß liegt28 <strong>und</strong> durch bessere Einsicht<br />

völlig gehoben werden könnte. Daher sagte Chrysippos:<br />

dei zên kat' empeirian tôn physei symbainontôn<br />

(Stob. Ed., L. 11, c. 7, p. 134), d.h. man soll leben<br />

mit gehöriger Kenntniß des Hergangs der Dinge in<br />

der <strong>Welt</strong>. Denn so oft ein Mensch irgendwie aus der<br />

Fassung kommt, durch ein Unglück zu Boden geschlagen<br />

wird, oder sich erzürnt, oder verzagt; so<br />

zeigt er eben dadurch, daß er die Dinge anders findet,<br />

<strong>als</strong> er sie erwartete, folglich daß er im Irrthum befangen<br />

war, die <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> das Leben nicht kannte, nicht<br />

wußte, wie durch Zufall die leblose Natur, durch entgegengesetzte<br />

Zwecke, auch durch Bosheit, die belebte<br />

den <strong>Wille</strong>n des Einzelnen bei jedem Schritte durch-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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