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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63880 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 805<br />

frei. Denn hier ist ja eben der einzige Punkt, wo seine<br />

Freiheit unmittelbar in die Erscheinung eintritt: daher<br />

das so stark ausgedrückte Erstaunen des Asmus über<br />

die »transscendentale Veränderung.« Bei jedem Leiden<br />

läßt sich ein ihm an Heftigkeit überlegener <strong>und</strong><br />

dadurch unbezwungener <strong>Wille</strong> denken. Daher erzählt<br />

Plato im »Phädon« von Solchen, die bis zum Augenblick<br />

ihrer Hinrichtung schmausen, trinken, Aphrodisia<br />

genießen, bis in den Tod das Leben bejahend.<br />

Shakespeare bringt uns im Kardinal Beaufort100 das<br />

fürchterliche Ende eines Ruchlosen vor die Augen,<br />

der verzweiflungsvoll stirbt, indem kein Leiden noch<br />

Tod den bis zur äußersten Bosheit heftigen <strong>Wille</strong>n<br />

brechen kann.<br />

Je heftiger der <strong>Wille</strong>, desto greller die Erscheinung<br />

seines Widerstreits: desto größer <strong>als</strong>o das Leiden.<br />

Eine <strong>Welt</strong>, welche die Erscheinung eines ungleich<br />

heftigem <strong>Wille</strong>ns zum Leben wäre, <strong>als</strong> die gegenwärtige,<br />

würde um soviel größere Leiden aufweisen: sie<br />

wäre <strong>als</strong>o eine Hölle.<br />

Weil alles Leiden, indem es eine Mortifikation <strong>und</strong><br />

Aufforderung zur Resignation ist, der Möglichkeit<br />

nach, eine heiligende Kraft hat; so ist hieraus zu erklären,<br />

daß großes Unglück, tiefe Schmerzen schon an<br />

sich eine gewisse Ehrfurcht einflößen. Ganz ehrwürdig<br />

wird uns aber der Leidende erst dann, wann er,<br />

den Lauf seines Lebens <strong>als</strong> eine Kette von Leiden<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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