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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65342 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2267<br />

Keim zu solcher Ansicht. Bloß das Griechische Heidenthum<br />

<strong>und</strong> der Islam sind ganz optimistisch; daher<br />

im Ersteren die entgegengesetzte Tendenz sich wenigstens<br />

im Trauerspiel Luft machen mußte: im Islam<br />

aber, der, wie die neueste, so auch die schlechteste<br />

aller Religionen ist, trat sie <strong>als</strong> Sufismus auf, diese<br />

sehr schöne Erscheinung, welche durchaus Indischen<br />

Geistes <strong>und</strong> Ursprungs ist <strong>und</strong> jetzt schon über tausend<br />

Jahre fortbesteht. Als Zweck unsers Daseyns ist<br />

in der That nichts Anderes anzugeben, <strong>als</strong> die Erkenntniß,<br />

daß wir besser nicht dawären. <strong>Die</strong>s aber ist<br />

die wichtigste aller Wahrheiten, die daher ausgesprochen<br />

werden muß; so sehr sie auch mit der heutigen<br />

Europäischen Denkweise im Kontrast steht: ist sie<br />

doch dagegen im ganzen nicht-islamisirten Asien die<br />

anerkannteste Gr<strong>und</strong>wahrheit, heute so gut, wie vor<br />

dreitausend Jahren.<br />

Wenn wir nun den <strong>Wille</strong>n zum Leben im Ganzen<br />

<strong>und</strong> objektiv betrachten; so haben wir, dem Gesagten<br />

gemäß, ihn uns zu denken <strong>als</strong> in einem Wahn begriffen,<br />

von welchem zurückzukommen, <strong>als</strong>o sein ganzes<br />

vorhandenes Streben zu verneinen, Das ist, was die<br />

Religionen <strong>als</strong> die Selbstverleugnung, abnegatio sui<br />

ipsius, bezeichnen: denn das eigentliche Selbst ist der<br />

<strong>Wille</strong> zum Leben. <strong>Die</strong> moralischen Tugenden, <strong>als</strong>o<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Menschenliebe, da sie, wie ich gezeigt<br />

habe, wenn lauter, daraus entspringen, daß der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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