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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64499 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1424<br />

exegesiren; wonach sie etwas übrig behalten, das<br />

weder sensu proprio noch sensu allegorico wahr ist,<br />

vielmehr eine bloße Platitüde, beinahe nur Judenthum,<br />

oder höchstens seichter Pelagianismus, <strong>und</strong>,<br />

was das Schlimmste, niederträchtiger Optimismus,<br />

der dem eigentlichen Christenthum durchaus fremd<br />

ist. Ueberdies versetzt der Versuch, eine Religion aus<br />

der Vernunft zu begründen, sie in die andere Klasse<br />

der Metaphysik, in die, welche ihre Beglaubigung in<br />

sich selbst hat, <strong>als</strong>o auf einen fremden Boden, auf den<br />

der philosophischen Systeme, <strong>und</strong> sonach in den<br />

Kampf, den diese, auf ihrer eigenen Arena, gegen einander<br />

führen, folglich unter das Gewehrfeuer des<br />

Skepticismus <strong>und</strong> das schwere Geschütz der Kritik<br />

der reinen Vernunft: sich aber dahin zu begeben, wäre<br />

für sie offenbare Vermessenheit.<br />

Beiden Arten der Metaphysik wäre es am zuträglichsten,<br />

daß jede von der andern rein gesondert bliebe<br />

<strong>und</strong> sich auf ihrem eigenen Gebiete hielte, um daselbst<br />

ihr Wesen vollkommen entwickeln zu können.<br />

Statt dessen ist man schon das ganze Christliche Zeitalter<br />

hindurch bemüht, vielmehr eine Fusion beider zu<br />

bewerkstelligen, indem man die Dogmen <strong>und</strong> Begriffe<br />

der einen in die andere überträgt, wodurch man beide<br />

verdirbt. Am unverholensten ist dies in unsern Tagen<br />

geschehn in jenem seltsamen Zwitter oder Kentauren,<br />

der sogenannten Religionsphilosophie, welche, <strong>als</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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