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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64606 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1531<br />

ralische Tendenz des Mannes <strong>und</strong> Greises noch die<br />

selbe, welche die des Knaben war: andererseits ist<br />

ihm Vieles so entfremdet, daß er sich nicht mehr<br />

kennt <strong>und</strong> sich w<strong>und</strong>ert, wie er einst <strong>Die</strong>ses <strong>und</strong> Jenes<br />

thun oder sagen gekonnt. In der ersten Lebenshälfte<br />

lacht meistens das Heute über das Gestern, ja sieht<br />

wohl gar verächtlich darauf hinab; in der zweiten hingegen<br />

mehr <strong>und</strong> mehr mit Neid darauf zurück. Bei näherer<br />

Untersuchung aber wird man finden, daß das<br />

Veränderliche der Intellekt war, mit seinen Funktionen<br />

der Einsicht <strong>und</strong> Erkenntniß, <strong>als</strong> welche, täglich<br />

neuen Stoff von außen sich aneignend, ein stets verändertes<br />

Gedankensystem darstellen; während zudem<br />

auch er selbst, mit dem Aufblühen <strong>und</strong> Welken des<br />

Organismus, steigt <strong>und</strong> sinkt. Als das Unabänderliche<br />

im Bewußtseyn hingegen weist sich gerade die Basis<br />

desselben aus, der <strong>Wille</strong>, <strong>als</strong>o die Neigungen, Leidenschaften,<br />

Affekte, der Charakter; wobei jedoch die<br />

Modifikationen in Rechnung zu bringen sind, welche<br />

von den körperlichen Fähigkeiten zum Genüsse <strong>und</strong><br />

hiedurch vom Alter abhängen. So z.B. wird die Gier<br />

nach sinnlichem Genuß im Knabenalter <strong>als</strong> Naschhaftigkeit<br />

auftreten, im Jünglings- <strong>und</strong> Mannesalter <strong>als</strong><br />

Hang zur Wollust, <strong>und</strong> im Greisenalter wieder <strong>als</strong><br />

Naschhaftigkeit.<br />

7) Wenn, der allgemeinen Annahme gemäß, der<br />

<strong>Wille</strong> aus der Erkenntniß hervorgienge, <strong>als</strong> ihr Resul-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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