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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63640 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 565<br />

sen Wesen aber seinen vollendeten Ausdruck erst<br />

durch die zusammenhängende Reihe seiner Handlungen<br />

erhält, deren selbstbewußten Zusammenhang die<br />

Vernunft, die ihn das Ganze stets in abstracto überblicken<br />

läßt, möglich macht.<br />

Der <strong>Wille</strong>, welcher rein an sich betrachtet, erkenntnißlos<br />

<strong>und</strong> nur ein blinder, unaufhaltsamer Drang ist,<br />

wie wir ihn noch in der unorganischen <strong>und</strong> vegetabilischen<br />

Natur <strong>und</strong> ihren Gesetzen, wie auch im vegetativen<br />

Theil unsers eigenen Lebens erscheinen sehn,<br />

erhält durch die hinzugetretene, zu seinem <strong>Die</strong>nst entwickelte<br />

<strong>Welt</strong> der <strong>Vorstellung</strong> die Erkenntniß von seinem<br />

Wollen <strong>und</strong> von dem was es sei, das er will, daß<br />

es nämlich nichts Anderes sei, <strong>als</strong> diese <strong>Welt</strong>, das<br />

Leben, gerade so wie es dasteht. Wir nannten deshalb<br />

die erscheinende <strong>Welt</strong> seinen Spiegel, seine Objektität:<br />

<strong>und</strong> da was der <strong>Wille</strong> will immer das Leben ist,<br />

eben weil dasselbe nichts weiter, <strong>als</strong> die Darstellung<br />

jenes Wollens für die <strong>Vorstellung</strong> ist; so ist es einerlei<br />

<strong>und</strong> nur ein Pleonasmus, wenn wir statt schlechthin zu<br />

sagen, »der <strong>Wille</strong>«, sagen »der <strong>Wille</strong> zum Leben.«<br />

Da der <strong>Wille</strong> das Ding an sich, der Innere Gehalt,<br />

das Wesentliche der <strong>Welt</strong> ist; das Leben, die sichtbare<br />

<strong>Welt</strong>, die Erscheinung, aber nur der Spiegel des <strong>Wille</strong>ns;<br />

so wird diese den <strong>Wille</strong>n so unzertrennlich begleiten,<br />

wie den Körper sein Schatten: <strong>und</strong> wenn<br />

<strong>Wille</strong> daist, wird auch Leben, <strong>Welt</strong> daseyn. Dem Wil-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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