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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63873 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 798<br />

ihnen Unangenehmen: Alles, um den stets wieder aufstrebenden<br />

<strong>Wille</strong>n zu dämpfen. Daher endlich, weil<br />

sie den Werth der Erlösung schon kennen, ihre ängstliche<br />

Sorgsamkeit für die Erhaltung des errungenen<br />

Heils, ihre Gewissensskrupel bei jedem unschuldigen<br />

Genuß, oder bei jeder kleinen Regung ihrer Eitelkeit,<br />

welche auch hier am letzten stirbt, sie, von allen Neigungen<br />

des Menschen die unzerstörbarste, thätigste<br />

<strong>und</strong> thörichteste. – Unter dem schon öfter von mir gebrauchten<br />

Ausdruck Askesis verstehe ich, im engem<br />

Sinne, diese vorsätzliche Brechung des <strong>Wille</strong>ns,<br />

durch Versagung des Angenehmen <strong>und</strong> Aufsuchen des<br />

Unangenehmen, die selbstgewählte büßende Lebensart<br />

<strong>und</strong> Selbstkasteiung, zur anhaltenden Mortifikation<br />

des <strong>Wille</strong>ns.<br />

Wenn wir nun diese von den schon zur Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns Gelangten ausüben sehn, um sich dabei<br />

zu erhalten; so ist auch das Leiden überhaupt, wie es<br />

vom Schicksal verhängt wird, ein zweiter Weg<br />

(deuteros plousA1) um zu jener Verneinung zu gelangen:<br />

ja, wir können annehmen, daß die Meisten<br />

nur auf diesem dahin kommen, <strong>und</strong> daß es das selbst<br />

empf<strong>und</strong>ene, nicht das bloß erkannte Leiden ist, was<br />

am häufigsten die völlige Resignation herbeiführt, oft<br />

erst bei der Nähe des Todes. Denn nur bei Wenigen<br />

reicht die bloße Erkenntniß hin, welche, das principium<br />

individuationis durchschauend, erstlich die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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