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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65400 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2325<br />

die erhabenste Dichtungsart anerkannt ist. – Wer nun,<br />

auf dem einen oder dem andern Wege, von jenem uns<br />

a priori einwohnenden Irrthum, jenem prôton pseudos<br />

unsers Daseyns, zurückgekommen ist, wird bald<br />

Alles in einem andern Lichte sehn <strong>und</strong> jetzt die <strong>Welt</strong>,<br />

wenn auch nicht mit seinem Wunsche, doch mit seiner<br />

Einsicht in Einklang finden. <strong>Die</strong> Unfälle, jeder Art<br />

<strong>und</strong> Größe, wenn sie ihn auch schmerzen, werden ihn<br />

nicht mehr w<strong>und</strong>ern; da er eingesehn hat, daß gerade<br />

Schmerz <strong>und</strong> Trübsal auf den wahren Zweck des Lebens,<br />

die Abwendung des <strong>Wille</strong>ns von demselben,<br />

hinarbeiten. <strong>Die</strong>s wird ihm sogar, bei Allem was geschehn<br />

mag, eine w<strong>und</strong>ersame Gelassenheit geben,<br />

der ähnlich, mit welcher ein Kranker, der eine lange<br />

<strong>und</strong> peinliche Kur gebraucht, den Schmerz derselben<br />

<strong>als</strong> ein Anzeichen ihrer Wirksamkeit erträgt. – Deutlich<br />

genug spricht aus dem ganzen menschlichen Daseyn<br />

das Leiden <strong>als</strong> die wahre Bestimmung desselben.<br />

Das Leben ist tief darin eingesenkt <strong>und</strong> kann ihm<br />

nicht entgehn: unser Eintritt in dasselbe geschieht<br />

unter Thränen, sein Verlauf ist im Gr<strong>und</strong>e immer tragisch,<br />

<strong>und</strong> noch mehr sein Ausgang. Ein Anstrich von<br />

Absichtlichkeit hierin ist nicht zu verkennen. In der<br />

Regel fährt das Schicksal dem Menschen im Hauptzielpunkt<br />

seiner Wünsche <strong>und</strong> Bestrebungen auf eine<br />

radikale Weise durch den Sinn; wodurch <strong>als</strong>dann sein<br />

Leben eine tragische Tendenz erhält, vermöge welcher<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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