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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65054 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1979<br />

schlechtesten Takttheile begriffen ist. Gleich darauf,<br />

im zweiten Takt, hat der Rhythmus das gute Takttheil;<br />

aber die Tonfolge ist auf die Septime gekommen.<br />

Hier sind <strong>als</strong>o die beiden Elemente der Melodie<br />

ganz entzweit; <strong>und</strong> wir fühlen uns beunruhigt. In der<br />

zweiten Hälfte der Periode trifft Alles umgekehrt, <strong>und</strong><br />

sie werden, im letzten Ton, versöhnt. <strong>Die</strong>ser Vorgang<br />

ist in jeder Melodie, wiewohl meistens in viel größerer<br />

Ausdehnung, nachzuweisen. <strong>Die</strong> dabei nun Statt<br />

findende beständige Entzweiung <strong>und</strong> Versöhnung<br />

ihrer beiden Elemente ist, metaphysisch betrachtet,<br />

das Abbild der Entstehung neuer Wünsche <strong>und</strong> sodann<br />

ihrer Befriedigung. Eben dadurch schmeichelt<br />

die Musik sich so in unser Herz, daß sie ihm stets die<br />

vollkommene Befriedigung seiner Wünsche vorspiegelt.<br />

Näher betrachtet, sehn wir in diesem Hergang<br />

der Melodie eine gewissermaaßen innere Bedingung<br />

(die harmonische) mit einer äußern (der rhythmischen)<br />

wie durch einen Zufall zusammentreffen, –<br />

welchen freilich der Komponist herbeiführt <strong>und</strong> der<br />

insofern dem Reim in der Poesie zu vergleichen ist:<br />

dies aber eben ist das Abbild des Zusammentreffens<br />

unserer Wünsche mit den von ihnen unabhängigen,<br />

günstigen, äußeren Umständen, <strong>als</strong>o das Bild des<br />

Glücks. – Noch verdient hiebei die Wirkung des Vorhalts<br />

beachtet zu werden. Er ist eine Dissonanz, welche<br />

die mit Gewißheit erwartete, finale Konsonanz<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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