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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63652 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 577<br />

en, Erscheinungen der Idee, in der Zeit entstehn <strong>und</strong><br />

vergehn, flüchtigen Träumen zu vergleichen. – Der<br />

Selbstmord erscheint uns <strong>als</strong>o schon hier <strong>als</strong> eine vergebliche<br />

<strong>und</strong> darum thörichte Handlung: wenn wir in<br />

unserer Betrachtung weiter vorgedrungen seyn werden,<br />

wird er sich uns in einem noch ungünstigem<br />

Lichte darstellen.<br />

<strong>Die</strong> Dogmen wechseln <strong>und</strong> unser Wissen ist trüglich;<br />

aber die Natur irrt nicht: ihr Gang ist sicher <strong>und</strong><br />

sie verbirgt ihn nicht. Jedes ist ganz in ihr, <strong>und</strong> sie ist<br />

ganz in Jedem. In jedem Thier hat sie ihren Mittelpunkt:<br />

es hat seinen Weg sicher ins Daseyn gef<strong>und</strong>en,<br />

wie es ihn sicher hinausfinden wird: inzwischen lebt<br />

es furchtlos vor der Vernichtung <strong>und</strong> unbesorgt, getragen<br />

durch das Bewußtseyn, daß es die Natur selbst ist<br />

<strong>und</strong> wie sie unvergänglich. Der Mensch allein trägt in<br />

abstrakten Begriffen die Gewißheit seines Todes mit<br />

sich herum: diese kann ihn dennoch, was sehr seltsam<br />

ist, nur auf einzelne Augenblicke, wo ein Anlaß sie<br />

der Phantasie vergegenwärtigt, ängstigen. Gegen die<br />

mächtige Stimme der Natur vermag die Reflexion<br />

wenig. Auch in ihm, wie im Thiere, das nicht denkt,<br />

waltet <strong>als</strong> dauernder Zustand jene, aus dem Innersten<br />

Bewußtseyn, daß er die Natur, die <strong>Welt</strong> selbst ist, entspringende<br />

Sicherheit vor, vermöge welcher keinen<br />

Menschen der Gedanke des gewissen <strong>und</strong> nie fernen<br />

Todes merklich beunruhigt, sondern jeder dahinlebt,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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