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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63708 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 633<br />

das Saamenkorn, wieder der Anfangspunkt wird: dies<br />

ins Unendliche wiederholt: nirgends ein Ziel, nirgends<br />

endliche Befriedigung, nirgends ein Ruhepunkt. Zugleich<br />

werden wir uns aus dem zweiten Buch erinnern,<br />

daß überall die mannigfaltigen Naturkräfte <strong>und</strong><br />

organischen Formen einander die Materie streitig machen,<br />

an der sie hervortreten wollen, indem Jedes nur<br />

besitzt was es dem Andern entrissen hat, <strong>und</strong> so ein<br />

steter Kampf um Leben <strong>und</strong> Tod unterhalten wird, aus<br />

welchem eben hauptsächlich der Widerstand hervorgeht,<br />

durch welchen jenes, das Innerste Wesen jedes<br />

Dinges ausmachende Streben überall gehemmt wird,<br />

vergeblich drängt, doch von seinem Wesen nicht lassen<br />

kann, sich durchquält, bis diese Erscheinung untergeht,<br />

wo dann andere ihren Platz <strong>und</strong> ihre Materie<br />

gierig ergreifen.<br />

Wir haben längst dieses den Kern <strong>und</strong> das Ansich<br />

jedes Dinges ausmachende Streben <strong>als</strong> das selbe <strong>und</strong><br />

nämliche erkannt, was in uns, wo es sich am deutlichsten,<br />

am Lichte des vollesten Bewußtseins manifestirt,<br />

<strong>Wille</strong> heißt. Wir nennen dann seine Hemmung<br />

durch ein Hindernis, welches sich zwischen ihn <strong>und</strong><br />

sein einstweiliges Ziel stellt, Leiden; hingegen sein<br />

Erreichen des Ziels Befriedigung, Wohlseyn, Glück.<br />

Wir können diese Benennungen auch auf jene, dem<br />

Grade nach schwachem, dem Wesen nach identischen<br />

Erscheinungen der erkenntnißlosen <strong>Welt</strong> übertragen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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