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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64939 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1864<br />

tüchtiger Bürger dieser <strong>Welt</strong> seyn; nur nimmermehr<br />

ein Genie. In der That ist das Genie es dadurch, daß<br />

jenes, dem Kindesalter natürliche, Ueberwiegen des<br />

sensibeln Systems <strong>und</strong> der erkennenden Thätigkeit<br />

sich bei ihm, abnormerweise, das ganze Leben hindurch<br />

erhält, <strong>als</strong>o hier ein perennirendes wird. Eine<br />

Spur davon zieht sich freilich auch bei manchen gewöhnlichen<br />

Menschen noch bis ins Jünglingsalter<br />

hinüber; daher z.B. an manchen Studenten noch ein<br />

rein geistiges Streben <strong>und</strong> eine geniale Excentricität<br />

unverkennbar ist. Allein die Natur kehrt in ihr Gleis<br />

zurück: sie verpuppen sich <strong>und</strong> erstehn, im Mannesalter,<br />

<strong>als</strong> eingefleischte Philister, über die man erschrickt,<br />

wann man sie in spätern Jahren wieder antrifft.<br />

– Auf dem ganzen hier dargelegten Hergang beruht<br />

auch Goethes schöne Bemerkung: »Kinder halten<br />

nicht was sie versprechen; junge Leute sehr selten,<br />

<strong>und</strong> wenn sie Wort halten, hält es ihnen die <strong>Welt</strong><br />

nicht.« (Wahlverwandtschaften, Th. I, Kap. 10.) <strong>Die</strong><br />

<strong>Welt</strong> nämlich, welche die Kronen, die sie für das Verdienst<br />

hoch emporhielt, nachher Denen aufsetzt, welche<br />

Werkzeuge ihrer niedrigen Absichten werden,<br />

oder aber sie zu betrügen verstehn. – Dem Gesagten<br />

gemäß giebt es, wie eine bloße Jugendschönheit, die<br />

fast Jeder ein Mal besitzt (beauté du diable), auch<br />

eine bloße Jugend-Intellektualität, ein gewisses geistiges,<br />

zum Auffassen, Verstehn, Lernen geneigtes <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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