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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65349 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2274<br />

elle Leben so kurz. In diesem Sinne gedacht sind die<br />

Ceremonien, Gebete <strong>und</strong> Ermahnungen der Brahmanen<br />

zur Zeit des Todes, wie man sie im Upanischad<br />

an mehreren Stellen aufbewahrt findet, <strong>und</strong> eben so<br />

die Christliche Fürsorge für gehörige Benutzung der<br />

Sterbest<strong>und</strong>e, mittelst Ermahnung, Beichte, Kommunion<br />

<strong>und</strong> letzte Oelung: daher auch die Christlichen<br />

Gebete um Bewahrung vor einem plötzlichen Ende.<br />

Daß heut zu Tage Viele gerade dieses sich wünschen,<br />

beweist eben nur, daß sie nicht mehr auf dem Christlichen<br />

Standpunkt stehn, welcher der der Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns zum Leben ist, sondern auf dem der Bejahung,<br />

welcher der heidnische ist.<br />

Der aber wird am wenigsten fürchten im Tode zu<br />

nichts zu werden, der erkannt hat, daß er schon jetzt<br />

nichts ist, <strong>und</strong> der mithin keinen Antheil mehr an seiner<br />

individuellen Erscheinung nimmt, indem in ihm<br />

die Erkenntniß den <strong>Wille</strong>n gleichsam verbrannt <strong>und</strong><br />

verzehrt hat, so daß kein <strong>Wille</strong>, <strong>als</strong>o keine Sucht nach<br />

individualem Daseyn in ihm mehr übrig ist.<br />

<strong>Die</strong> Individualität inhärirt zwar zunächst dem Intellekt,<br />

der, die Erscheinung abspiegelnd, der Erscheinung<br />

angehört, welche das principium individuationis<br />

zur Form hat. Aber sie inhärirt auch dem <strong>Wille</strong>n,<br />

sofern der Charakter individuell ist: dieser selbst jedoch<br />

wird in der Verneinung des <strong>Wille</strong>ns aufgehoben.<br />

<strong>Die</strong> Individualität inhärirt <strong>als</strong>o dem <strong>Wille</strong>n nur in sei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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