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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63924 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 849<br />

Solche deutliche Erkenntniß <strong>und</strong> ruhige, besonnene<br />

Darstellung dieser traumartigen Beschaffenheit der<br />

ganzen <strong>Welt</strong> ist eigentlich die Basis der ganzen Kantischen<br />

Philosophie, ist ihre Seele <strong>und</strong> ihr allergrößtes<br />

Verdienst. Er brachte dieselbe dadurch zu Stande, daß<br />

er die ganze Maschinerie unsers Erkenntnißvermögens,<br />

mittelst welcher die Phantasmagorie der objektiven<br />

<strong>Welt</strong> zu Stande kommt, auseinanderlegte <strong>und</strong><br />

stückweise vorzeigte, mit bew<strong>und</strong>erungswerther Besonnenheit<br />

<strong>und</strong> Geschicklichkeit. Alle vorhergehende<br />

occidentalische Philosophie, gegen die Kantische <strong>als</strong><br />

unsäglich plump erscheinend, hatte jene Wahrheit<br />

verkannt, <strong>und</strong> eben daher eigentlich immer wie im<br />

Traume geredet. Erst Kant weckte sie plötzlich aus<br />

diesem; daher auch nannten die letzten Schläfer (Mendelssohn)<br />

ihn den Alleszermalmer. Er zeigte, daß die<br />

Gesetze, welche im Daseyn, d.h. in der Erfahrung<br />

überhaupt, mit unverbrüchlicher Nothwendigkeit<br />

herrschen, nicht anzuwenden sind, um das Daseyn<br />

selbst abzuleiten <strong>und</strong> zu erklären, daß <strong>als</strong>o die Gültigkeit<br />

derselben doch nur eine relative ist, d.h. erst anhebt,<br />

nachdem das Daseyn, die Erfahrungswelt überhaupt,<br />

schon gesetzt <strong>und</strong> vorhanden ist; daß folglich<br />

diese Gesetze nicht unser Leitfaden seyn können,<br />

wann wir an die Erklärung des Daseyns der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong><br />

unserer selbst gehn. Alle früheren occidentalischen<br />

Philosophen hatten gewähnt, diese Gesetze, nach wel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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