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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63842 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 767<br />

Wohlgefallen an der Gegenwart des Fre<strong>und</strong>es, dessen<br />

Individualität der unserigen entspricht, <strong>und</strong> sie macht<br />

fast immer den größten Theil aus; Mitleid zeigt sich<br />

in der aufrichtigen Theilnahme an seinem Wohl <strong>und</strong><br />

Wehe <strong>und</strong> den uneigennützigen Opfern, die man diesem<br />

bringt. Sogar Spinoza sagt: Benevolentia nihil<br />

aliud est, quam cupiditas ex commiseratione orta.<br />

(Eth. III, pr. 27, cor. 3, schol.) Als Bestätigung unsers<br />

paradoxen Satzes mag man bemerken, daß Ton<br />

<strong>und</strong> Worte der Sprache <strong>und</strong> Liebkosungen der reinen<br />

Liebe ganz zusammenfallen mit dem Tone des Mitleids:<br />

beiläufig auch, daß im Italiänischen Mitleid <strong>und</strong><br />

reine Liebe durch das selbe Wort pietà bezeichnet<br />

werden.<br />

Auch ist hier die Stelle zur Erörterung einer der<br />

auffallendesten Eigenheiten der menschlichen Natur,<br />

des Weinens, welches, wie das Lachen, zu den Aeußerungen<br />

gehört, die ihn vom Thiere unterscheiden. Das<br />

Weinen ist keineswegs geradezu Aeußerung des<br />

Schmerzes: denn bei den wenigsten Schmerzen wird<br />

geweint. Meines Erachtens weint man sogar nie unmittelbar<br />

über den empf<strong>und</strong>enen Schmerz, sondern<br />

immer nur über dessen Wiederholung in der Reflexion.<br />

Man geht nämlich von dem empf<strong>und</strong>enen<br />

Schmerz, selbst wann er körperlich ist, über zu einer<br />

bloßen <strong>Vorstellung</strong> desselben, <strong>und</strong> findet dann seinen<br />

eigenen Zustand so bemitleidenswerth, daß, wenn ein<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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