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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63684 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 609<br />

werden weiter unten die Bedeutung der Gewissensangst<br />

ausführlich erörtern.<br />

Der Einfluß, den die Erkenntniß, <strong>als</strong> das Medium<br />

der Motive, zwar nicht auf den <strong>Wille</strong>n selbst, aber auf<br />

sein Hervortreten in den Handlungen hat, begründet<br />

auch den Hauptunterschied zwischen dem Thun der<br />

Menschen <strong>und</strong> dem der Thiere, indem die Erkenntnißweise<br />

Beider verschieden ist. Das Thier nämlich hat<br />

nur anschauliche, der Mensch, durch die Vernunft,<br />

auch abstrakte <strong>Vorstellung</strong>en, Begriffe. Obgleich nun<br />

Thier <strong>und</strong> Mensch mit gleicher Nothwendigkeit durch<br />

die Motive bestimmt werden, so hat doch der Mensch<br />

eine vollkommene Wahlentscheidung vor dem Thiere<br />

voraus, welche auch oft für eine Freiheit des <strong>Wille</strong>ns<br />

in den einzelnen Thaten angesehn worden, obwohl sie<br />

nichts Anderes ist, <strong>als</strong> die Möglichkeit eines ganz<br />

durchgekämpften Konflikts zwischen mehreren Motiven,<br />

davon das stärkere ihn dann mit Nothwendigkeit<br />

bestimmt. Hiezu nämlich müssen die Motive die<br />

Form abstrakter Gedanken angenommen haben; weil<br />

nur mittelst dieser eine eigentliche Deliberation, d.h.<br />

Abwägung entgegengesetzter Gründe zum Handeln,<br />

möglich ist. Beim Thier kann die Wahl nur zwischen<br />

anschaulich vorliegenden Motiven Statt haben, weshalb<br />

dieselbe auf die enge Sphäre seiner gegenwärtigen,<br />

anschaulichen Apprehension beschränkt ist.<br />

Daher kann die Nothwendigkeit der Bestimmung des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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