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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64497 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1422<br />

dersinnigen Dogmen, sondern auch die begreiflichen,<br />

eigentlich nur Allegorien <strong>und</strong> Akkommodationen zur<br />

menschlichen Fassungskraft sind. In diesem Geiste<br />

scheint mir Augustinus <strong>und</strong> selbst Luther die Mysterien<br />

des Christenthums festgehalten zu haben, im Gegensatz<br />

des Pelagianismus, der Alles zur platten Verständlichkeit<br />

herabziehn möchte. Von diesem Gesichtspunkte<br />

aus wird auch begreiflich, wie Tertullian,<br />

ohne zu spotten, sagen konnte: Prorsus credibile<br />

est, quia ineptum est; – – certum est, quia impossibile.<br />

(De carne Christi, c. 5.) – <strong>Die</strong>se ihre allegorische<br />

Natur entzieht auch die Religionen den der Philosophie<br />

obliegenden Beweisen <strong>und</strong> überhaupt der Prüfung;<br />

statt deren sie Glauben verlangen, d.h. eine freiwillige<br />

Annahme, daß es sich so verhalte. Da sodann<br />

der Glaube das Handeln leitet, <strong>und</strong> die Allegorie allemal<br />

so gestellt ist, daß sie, in Hinsicht auf das Praktische,<br />

eben dahin führt, wohin die Wahrheit sensu<br />

proprio auch führen würde; so verheißt die Religion<br />

Denen, welche glauben, mit Recht die ewige Säligkeit.<br />

Wir sehn <strong>als</strong>o, daß die Religionen die Stelle der<br />

Metaphysik überhaupt, deren Bedürfniß der Mensch<br />

<strong>als</strong> unabweisbar fühlt, in der Hauptsache <strong>und</strong> für die<br />

große Menge, welche nicht dem Denken obliegen<br />

kann, recht gut ausfüllen, theils nämlich zum praktischen<br />

Behuf, <strong>als</strong> Leitstern ihres Handelns, <strong>als</strong> öffentliche<br />

Standarte der Rechtlichkeit <strong>und</strong> Tugend, wie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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