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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65005 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1930<br />

nigkeit aus. –<br />

Der in unsern Tagen so oft besprochene Unterschied<br />

zwischen klassischer <strong>und</strong> romantischer Poesie<br />

scheint mir im Gr<strong>und</strong>e darauf zu beruhen, daß jene<br />

keine andern, <strong>als</strong> die rein menschlichen, wirklichen<br />

<strong>und</strong> natürlichen Motive kennt; diese hingegen auch<br />

erkünstelte, konventionelle <strong>und</strong> imaginäre Motive <strong>als</strong><br />

wirksam geltend macht: dahin gehören die aus dem<br />

Christlichen Mythos stammenden, sodann die des ritterlichen,<br />

überspannten <strong>und</strong> phantastischen Ehrenprincips,<br />

ferner die der abgeschmackten <strong>und</strong> lächerlichen<br />

christlichgermanischen Weiberverehrung, endlich<br />

die der faselnden <strong>und</strong> mondsüchtigen hyperphysischen<br />

Verliebtheit. Zu welcher fratzenhaften Verzerrung<br />

menschlicher Verhältnisse <strong>und</strong> menschlicher<br />

Natur diese Motive aber führen, kann man sogar an<br />

den besten Dichtern der romantischen Gattung ersehn,<br />

z.B. an Calderon. Von den Autos gar nicht zu reden,<br />

berufe ich mich nur auf Stücke wie No siempre ei<br />

peor es cierto (Nicht immer ist das Schlimmste<br />

gewiß) <strong>und</strong> El postrero duelo en España (Das letzte<br />

Duell in Spanien) <strong>und</strong> ähnliche Komödien en capa y<br />

espada: zu jenen Elementen gesellt sich hier noch die<br />

oft hervortretende Scholastische Spitzfindigkeit in der<br />

Konversation, welche dam<strong>als</strong> zur Geistesbildung der<br />

höhern Stände gehörte. Wie steht doch dagegen die<br />

Poesie der Alten, welche stets der Natur treu bleibt,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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