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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63487 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 412<br />

scheinbar: der erfüllte Wunsch macht gleich einem<br />

neuen Platz: jener ist ein erkannter, dieser ein noch<br />

unerkannter Irrthum. Dauernde, nicht mehr weichende<br />

Befriedigung kann kein erlangtes Objekt des Wollens<br />

geben: sondern es gleicht immer nur dem Almosen,<br />

das dem Bettler zugeworfen, sein Leben heute fristet,<br />

um seine Quaal auf Morgen zu verlängern. – Darum<br />

nun, solange unser Bewußtseyn von unserm <strong>Wille</strong>n<br />

erfüllt ist, solange wir dem Drange der Wünsche, mit<br />

seinem steten Hoffen <strong>und</strong> Fürchten, hingegeben sind,<br />

solange wir Subjekt des Wollens sind, wird uns nimmermehr<br />

dauerndes Glück, noch Ruhe. Ob wir jagen,<br />

oder fliehn, Unheil fürchten, oder nach Genuß streben,<br />

ist im Wesentlichen einerlei: die Sorge für den<br />

stets fordernden <strong>Wille</strong>n, gleichviel in welcher Gestalt,<br />

erfüllt <strong>und</strong> bewegt fortdauernd das Bewußtseyn; ohne<br />

Ruhe aber ist durchaus kein wahres Wohlseyn möglich.<br />

So liegt das Subjekt des Wollens beständig auf<br />

dem drehenden Rade des Ixion, schöpft immer im<br />

Siebe der Danaiden, ist der ewig schmachtende Tantalus.<br />

Wann aber äußerer Anlaß, oder innere Stimmung,<br />

uns plötzlich aus dem endlosen Strohme des Wollens<br />

heraushebt, die Erkenntniß dem Sklavendienste des<br />

<strong>Wille</strong>ns entreißt, die Aufmerksamkeit nun nicht mehr<br />

auf die Motive des Wollens gerichtet wird, sondern<br />

die Dinge frei von ihrer Beziehung auf den <strong>Wille</strong>n<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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