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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65201 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2126<br />

schwer, einem Drama ohne Liebeshändel Interesse zu<br />

ertheilen, <strong>und</strong> wird andererseits, selbst durch den täglichen<br />

Gebrauch, dies Thema niem<strong>als</strong> abgenutzt.<br />

Was im individuellen Bewußtseyn sich k<strong>und</strong> giebt<br />

<strong>als</strong> Geschlechtstrieb überhaupt <strong>und</strong> ohne die Richtung<br />

auf ein bestimmtes Individuum des andern Geschlechts,<br />

das ist an sich selbst <strong>und</strong> außer der Erscheinung<br />

der <strong>Wille</strong> zum Leben schlechthin. Was aber im<br />

Bewußtseyn erscheint <strong>als</strong> auf ein bestimmtes Individuum<br />

gerichteter Geschlechtstrieb, das ist an sich<br />

selbst der <strong>Wille</strong>, <strong>als</strong> ein genau bestimmtes Individuum<br />

zu leben. In diesem Falle nun weiß der Geschlechtstrieb,<br />

obwohl an sich ein subjektives Bedürfniß,<br />

sehr geschickt die Maske einer objektiven Bew<strong>und</strong>erung<br />

anzunehmen <strong>und</strong> so das Bewußtseyn zu<br />

täuschen: denn die Natur bedarf dieses Stratagems zu<br />

ihren Zwecken. Daß es aber, so objektiv <strong>und</strong> von erhabenem<br />

Anstrich jene Bew<strong>und</strong>erung auch erscheinen<br />

mag, bei jedem Verliebtseyn doch allein abgesehn ist<br />

auf die Erzeugung eines Individuums von bestimmter<br />

Beschaffenheit, wird zunächst dadurch bestätigt, daß<br />

nicht etwan die Gegenliebe, sondern der Besitz, d.h.<br />

der physische Genuß, das Wesentliche ist. <strong>Die</strong> Gewißheit<br />

jener kann daher über den Mangel dieses keineswegs<br />

trösten: vielmehr hat in solcher Lage schon<br />

Mancher sich erschossen. Hingegen nehmen stark<br />

Verliebte, wenn sie keine Gegenliebe erlangen kön-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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