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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65168 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2093<br />

die Mutter oft von einem ganz verschiedenen Charakter<br />

finden, <strong>und</strong> eine moralische Uebereinstimmung mit<br />

dieser wird höchst selten, nämlich nur durch den besondern<br />

Zufall der Gleichheit des Charakters beider<br />

Eltern, Statt finden. Er stelle diese Prüfung an z.B. in<br />

Hinsicht auf Jähzornigkeit, oder Geduld, Geiz, oder<br />

Verschwendung, Neigung zur Wollust, oder zur Völlerei,<br />

oder zum Spiel, Hartherzigkeit, oder Güte, Redlichkeit,<br />

oder F<strong>als</strong>chheit, Stolz, oder Leutsäligkeit,<br />

Muth, oder Feigheit, Friedfertigkeit, oder Zanksucht,<br />

Versöhnlichkeit, oder Groll u.s.f. Danach stelle er die<br />

selbe Untersuchung an, an allen Denen, deren Charakter<br />

<strong>und</strong> deren Eltern ihm genau bekannt geworden<br />

sind. Wenn er aufmerksam, mit richtigem Urtheil <strong>und</strong><br />

aufrichtig verfährt, wird die Bestätigung unsers Satzes<br />

nicht ausbleiben. So z.B. wird er den, manchen Menschen<br />

eigenen, speciellen Hang zum Lügen in zwei<br />

Brüdern gleichmäßig vorhanden finden; weil sie ihn<br />

vom Vater geerbt haben: dieserhalb ist auch die Komödie<br />

»Der Lügner <strong>und</strong> sein Sohn« psychologisch<br />

richtig. – Inzwischen sind hier zwei unvermeidliche<br />

Beschränkungen zu berücksichtigen, welche nur offenbare<br />

Ungerechtigkeit <strong>als</strong> Ausflüchte deuten könnte.<br />

Nämlich erstlich: pater semper incertus. Nur eine<br />

entschiedene körperliche Aehnlichkeit mit dem Vater<br />

beseitigt diese Beschränkung; hingegen ist eine oberflächliche<br />

hiezu nicht hinreichend: denn es giebt eine<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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