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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64904 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1829<br />

<strong>Die</strong> Anschauung nun aber ist es, welcher zunächst<br />

das eigentliche <strong>und</strong> wahre Wesen der Dinge, wenn<br />

auch noch bedingterweise, sich aufschließt <strong>und</strong> offenbart.<br />

Alle Begriffe, alles Gedachte, sind ja nur Abstraktionen,<br />

mithin Theilvorstellungen aus jener, <strong>und</strong><br />

bloß durch Wegdenken entstanden. Alle tiefe Erkenntniß,<br />

sogar die eigentliche Weisheit, wurzelt in<br />

der anschaulichen Auffassung der Dinge; wie wir<br />

dies in den Ergänzungen zum ersten Buch ausführlich<br />

betrachtet haben. Eine anschauliche Auffassung ist<br />

allemal der Zeugungsproceß gewesen, in welchem<br />

jedes ächte Kunstwerk, jeder unsterbliche Gedanke,<br />

den Lebensfunken erhielt. Alles Urdenken geschieht<br />

in Bildern. Aus Begriffen hingegen entspringen die<br />

Werke des bloßen Talents, die bloß vernünftigen Gedanken,<br />

die Nachahmungen <strong>und</strong> überhaupt alles auf<br />

das gegenwärtige Bedürfniß <strong>und</strong> die Zeitgenossenschaft<br />

allein Berechnete.<br />

Wäre nun aber unsere Anschauung stets an die<br />

reale Gegenwart der Dinge geb<strong>und</strong>en; so würde ihr<br />

Stoff gänzlich unter der Herrschaft des Zufalls stehn,<br />

welcher die Dinge selten zur rechten Zeit herbeibringt,<br />

selten zweckmäßig ordnet <strong>und</strong> meistens sie in<br />

sehr mangelhaften Exemplaren uns vorführt. Deshalb<br />

bedarf es der Phantasie, um alle bedeutungsvollen<br />

Bilder des Lebens zu vervollständigen, zu ordnen,<br />

auszumalen, festzuhalten <strong>und</strong> beliebig zu wiederho-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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