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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65389 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2314<br />

lege zu Dem beibringen, was ich § 68 des ersten Bandes<br />

durch den Ausdruck Deuteros plous bezeichnet<br />

habe, nämlich die Herbeiführung der Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns durch das eigene, schwer gefühlte Leiden,<br />

<strong>als</strong>o nicht bloß durch das Aneignen des fremden <strong>und</strong><br />

die durch dieses vermittelte Erkenntniß der Nichtigkeit<br />

<strong>und</strong> Trübsäligkeit unsers Daseyns. Was bei einer<br />

Erhebung solcher Art <strong>und</strong> dem durch sie eingeleiteten<br />

Läuterungsproceß im Innern des Menschen vorgeht,<br />

kann man sich faßlich machen an Dem, was jeder erregbare<br />

Mensch beim Zuschauen eines Trauerspiels<br />

erfährt, <strong>als</strong> womit es verwandter Natur ist. Nämlich<br />

etwan im dritten <strong>und</strong> vierten Akt wird ein Solcher<br />

durch den Anblick: des mehr <strong>und</strong> mehr getrübten <strong>und</strong><br />

bedrohten Glückes des Helden schmerzlich afficirt<br />

<strong>und</strong> beängstigt: wann hingegen dieses im fünften Akte<br />

gänzlich scheitert <strong>und</strong> zerschellt, da spürt er eine gewisse<br />

Erhebung seines Gemüthes, welche ihm ein Genügen<br />

unendlich höherer Art gewährt, <strong>als</strong> der Anblick<br />

des noch so sehr beglückten Helden je vermocht hätte.<br />

<strong>Die</strong>ses nun ist, in den schwachen Wasserfarben der<br />

Mitempfindung, wie sie eine wohlbewußte Täuschung<br />

erregen kann, das Selbe, was mit der Energie der<br />

Wirklichkeit in der Empfindung des eigenen Schicks<strong>als</strong><br />

vorgeht, wann das schwere Unglück es ist, was<br />

den Menschen endlich in den Hafen gänzlicher Resignation<br />

treibt. Auf diesem Vorgange beruhen alle den<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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