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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64584 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1509<br />

Intellekt hingegen <strong>als</strong> ein Sek<strong>und</strong>äres <strong>und</strong> Physisches.<br />

Denn <strong>als</strong> solches ist dieser, wie alles Physische, der<br />

Vis inertiae unterworfen, mithin erst thätig, wenn er<br />

getrieben wird von einem Andern, vom <strong>Wille</strong>n, der<br />

ihn beherrscht, lenkt, zur Anstrengung aufmuntert,<br />

kurz, ihm die Thätigkeit verleiht, die ihm ursprünglich<br />

nicht einwohnt. Daher ruht er willig, sobald es<br />

ihm gestattet wird, bezeugt sich oft träge <strong>und</strong> unaufgelegt<br />

zur Thätigkeit: durch fortgesetzte Anstrengung<br />

ermüdet er bis zur gänzlichen Abstumpfung, wird erschöpft,<br />

wie die Volta'sche Säule durch wiederholte<br />

Schläge. Darum erfordert jede anhaltende Geistesarbeit<br />

Pausen <strong>und</strong> Ruhe: sonst erfolgt Stumpfheit <strong>und</strong><br />

Unfähigkeit; freilich zunächst nur einstweilige. Wird<br />

aber diese Ruhe dem Intellekt anhaltend versagt, wird<br />

er übermäßig <strong>und</strong> unausgesetzt angespannt; so ist die<br />

Folge eine bleibende Abstumpfung desselben, welche<br />

im Alter übergehn kann in gänzliche Unfähigkeit, in<br />

Kindischwerden, in Blödsinn <strong>und</strong> Wahnsinn. Nicht<br />

dem Alter an <strong>und</strong> für sich, sondern der lange fortgesetzten<br />

tyrannischen Ueberanstrengung des Intellekts,<br />

oder Gehirns, ist es zuzuschreiben, wenn diese Uebel<br />

in den letzten Jahren des Lebens sich einfinden. Daraus<br />

ist es zu erklären, daß Swift wahnsinnig, Kant<br />

kindisch wurde, Walter Scott, auch Wordsworth,<br />

Southey <strong>und</strong> viele minorum gentium stumpf <strong>und</strong> unfähig.<br />

Goethe ist bis an sein Ende klar, geisteskräftig<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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