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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63807 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 732<br />

sich der Quäler <strong>und</strong> die Gequälten Eines sind <strong>und</strong> der<br />

selbe <strong>Wille</strong>, durch welchen diese dasind <strong>und</strong> leben, es<br />

eben auch ist, der in jenem erscheint <strong>und</strong> gerade durch<br />

ihn zur deutlichsten Offenbarung seines Wesens gelangt,<br />

<strong>und</strong> der ebenfalls wie in den Unterdrückten, so<br />

auch im Ueberwältiger leidet, <strong>und</strong> zwar in diesem in<br />

dem Maaße mehr, <strong>als</strong> das Bewußtseyn höhere Klarheit<br />

<strong>und</strong> Deutlichkeit <strong>und</strong> der <strong>Wille</strong> größere Vehemenz<br />

hat, – Daß aber die tiefere, im principio individuationis<br />

nicht mehr befangene Erkenntniß, aus welcher<br />

alle Tugend <strong>und</strong> Edelmuth hervorgehn, jene Vergeltung<br />

fordernde Gesinnung nicht mehr hegt, bezeugt<br />

schon die Christliche Ethik, welche alle Vergeltung<br />

des Bösen mit Bösem schlechthin untersagt <strong>und</strong> die<br />

ewige Gerechtigkeit <strong>als</strong> in dem von der Erscheinung<br />

verschiedenen Gebiet des Dinges an sich walten läßt.<br />

(»<strong>Die</strong> Rache ist mein, Ich will vergelten, spricht der<br />

Herr.« Röm. 12, 19.)<br />

Ein viel auffallenderer, aber auch viel seltenerer<br />

Zug in der menschlichen Natur, welcher jenes Verlangen,<br />

die ewige Gerechtigkeit in das Gebiet der Erfahrung,<br />

d.i. der Individuation, zu ziehn, ausspricht, <strong>und</strong><br />

dabei zugleich ein gefühltes Bewußtseyn andeutet,<br />

daß, wie ich es oben ausdrückte, der <strong>Wille</strong> zum Leben<br />

das große Trauer- <strong>und</strong> Lustspiel auf eigene Kosten<br />

aufführt, <strong>und</strong> daß der selbe <strong>und</strong> eine <strong>Wille</strong> in allen Erscheinungen<br />

lebt, ein solcher Zug, sage ich, ist folgen-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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