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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65361 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2286<br />

Urtheil der Zeitgenossen, die paradoxe <strong>und</strong> beispiellose<br />

Uebereinstimmung meiner Philosophie mit dem<br />

Quietismus <strong>und</strong> Asketismus <strong>als</strong> ein offenbarer Stein<br />

des Anstoßes erscheint; so sehe ich hingegen gerade<br />

darin einen Beweis ihrer alleinigen Richtigkeit <strong>und</strong><br />

Wahrheit, wie auch einen Erklärungsgr<strong>und</strong> des klugen<br />

Ignorirens <strong>und</strong> Sekretirens derselben auf den protestantischen<br />

Universitäten.<br />

Denn nicht allein die Religionen des Orients, sondern<br />

auch das wahre Christenthum hat durchaus jenen<br />

asketischen Gr<strong>und</strong>charakter, den meine Philosophie<br />

<strong>als</strong> Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben verdeutlicht;<br />

wenn gleich der Protestantismus, zumal in seiner heutigen<br />

Gestalt, dies zu vertuschen sucht. Haben doch<br />

sogar die in neuester Zeit aufgetretenen offenen Feinde<br />

des Christenthums ihm die Lehren der Entsagung,<br />

Selbstverleugnung, vollkommenen Keuschheit <strong>und</strong><br />

überhaupt Mortifikation des <strong>Wille</strong>ns, welche sie ganz<br />

richtig mit dem Namen der »antikosmischen Tendenz«<br />

bezeichnen, nachgewiesen <strong>und</strong> daß solche dem<br />

ursprünglichen <strong>und</strong> ächten Christenthum wesentlich<br />

eigen sind gründlich dargethan. Hierin haben sie unleugbar<br />

Recht. Daß sie aber eben <strong>Die</strong>ses <strong>als</strong> einen offenbaren<br />

<strong>und</strong> am Tage liegenden Vorwurf gegen das<br />

Christenthum geltend machen, während gerade hierin<br />

seine tiefste Wahrheit, sein hoher Werth <strong>und</strong> sein erhabener<br />

Charakter liegt, dies zeugt von einer Verfin-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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