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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63601 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 526<br />

der Menschheit, der Triumph der Bosheit, die höhnende<br />

Herrschaft des Zufalls <strong>und</strong> der rettungslose Fall<br />

der Gerechten <strong>und</strong> Unschuldigen uns hier vorgeführt<br />

werden: denn hierin liegt ein bedeutsamer Wink über<br />

die Beschaffenheit der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> des Daseyns. Es ist<br />

der Widerstreit des <strong>Wille</strong>ns mit sich selbst, welcher<br />

hier, auf der höchsten Stufe seiner Objektität, am<br />

vollständigsten entfaltet, furchtbar hervortritt. Am<br />

Leiden der Menschheit wird er sichtbar, welches nun<br />

herbeigeführt wird, theils durch Zufall <strong>und</strong> Irrthum,<br />

die <strong>als</strong> Beherrscher der <strong>Welt</strong>, <strong>und</strong> durch ihre bis zum<br />

Schein der Absichtlichkeit gehende Tücke <strong>als</strong> Schicksal<br />

personificirt, auftreten; theils geht er aus der<br />

Menschheit selbst hervor, durch die sich kreuzenden<br />

<strong>Wille</strong>nsbestrebungen der Individuen, durch die Bosheit<br />

<strong>und</strong> Verkehrtheit der Meisten. Ein <strong>und</strong> der selbe<br />

<strong>Wille</strong> ist es, der in ihnen allen lebt <strong>und</strong> erscheint, dessen<br />

Erscheinungen aber sich selbst bekämpfen <strong>und</strong><br />

sich selbst zerfleischen. In diesem Individuo tritt er<br />

gewaltig, in jenem schwächer hervor, hier mehr, dort<br />

minder zur Besinnung gebracht <strong>und</strong> gemildert durch<br />

das Licht der Erkenntniß, bis endlich, in Einzelnen,<br />

diese Erkenntniß, geläutert <strong>und</strong> gesteigert durch das<br />

Leiden selbst, den Punkt erreicht, wo die Erscheinung,<br />

der Schleier der Maja, sie nicht mehr täuscht,<br />

die Form der Erscheinung, das principium individuationis,<br />

von ihr durchschaut wird, der auf diesem beru-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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