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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64901 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1826<br />

einen solchen Ueberschuß hat, daß ein reines, deutliches,<br />

objektives Bild der Außenwelt sich zwecklos<br />

darstellt, <strong>als</strong> welches für die Absichten des <strong>Wille</strong>ns<br />

unnütz, in den höhern Graden sogar störend ist, <strong>und</strong><br />

selbst ihnen schädlich werden kann; – da ist schon<br />

wenigstens die Anlage zu jener Abnormität vorhanden,<br />

die der Name des Genies bezeichnet, welcher andeutet,<br />

daß hier ein dem <strong>Wille</strong>n, d.i. dem eigentlichen<br />

Ich, Fremdes, gleichsam ein von außen hinzukommender<br />

Genius, thätig zu werden scheint. Aber ohne<br />

Bild zu reden: das Genie besteht darin, daß die erkennende<br />

Fähigkeit bedeutend stärkere Entwickelung erhalten<br />

hat, <strong>als</strong> der <strong>Die</strong>nst des <strong>Wille</strong>ns, zu welchem allein<br />

sie ursprünglich entstanden ist, erfordert. Daher<br />

könnte, der Strenge nach, die Physiologie einen solchen<br />

Ueberschuß der Gehirnthätigkeit <strong>und</strong> mit ihr des<br />

Gehirns selbst, gewissermaaßen den monstris per excessum<br />

beizählen, welche sie bekanntlich den monstris<br />

per defectum <strong>und</strong> denen per situm mutatum nebenordnet.<br />

Das Genie besteht <strong>als</strong>o in einem abnormen<br />

Uebermaaß des Intellekts, welches seine Benutzung<br />

nur dadurch finden kann, daß es auf das Allgemeine<br />

des Daseyns verwendet wird; wodurch es <strong>als</strong>dann dem<br />

<strong>Die</strong>nste des ganzen Menschengeschlechts obliegt, wie<br />

der normale Intellekt dem des Einzelnen. Um die<br />

Sache recht faßlich zu machen, könnte man sagen:<br />

wenn der Normalmensch aus 2/3 <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> 1/3 Intel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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