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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63872 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 797<br />

getreten ist, sie nun nicht mehr wanke, <strong>und</strong> man auf<br />

ihr rasten könne, wie auf einem erworbenen Eigenthum.<br />

Vielmehr muß sie durch steten Kampf immer<br />

aufs Neue errungen werden. Denn da der Leib der<br />

<strong>Wille</strong> selbst ist, nur in der Form der Objektität, oder<br />

<strong>als</strong> Erscheinung in der <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Vorstellung</strong>; so ist, so<br />

lange der Leib lebt, auch noch der ganze <strong>Wille</strong> zum<br />

Leben seiner Möglichkeit nach da, <strong>und</strong> strebt stets in<br />

die Wirklichkeit zu treten <strong>und</strong> von Neuem mit seiner<br />

ganzen Gluth zu entbrennen. Daher finden wir im<br />

Leben heiliger Menschen jene geschilderte Ruhe <strong>und</strong><br />

Säligkeit nur <strong>als</strong> die Blüthe, welche hervorgeht aus<br />

der steten Ueberwindung des <strong>Wille</strong>ns, <strong>und</strong> sehn, <strong>als</strong><br />

den Boden, welchem sie entsprießt, den beständigen<br />

Kampf mit dem <strong>Wille</strong>n zum Leben: denn dauernde<br />

Ruhe kann auf Erden Keiner haben. Wir sehn daher<br />

die Geschichten des Innern Lebens der Heiligen voll<br />

von Seelenkämpfen, Anfechtungen <strong>und</strong> Verlassenheit<br />

von der Gnade, d.h. von derjenigen Erkenntnißweise,<br />

welche, alle Motive unwirksam machend, <strong>als</strong> allgemeines<br />

Quietiv alles Wollens beschwichtigt, den tiefsten<br />

Frieden giebt <strong>und</strong> das Thor der Freiheit öffnet.<br />

Daher auch sehn wir <strong>Die</strong>jenigen, welche ein Mal zur<br />

Verneinung des <strong>Wille</strong>ns gelangt sind, sich mit aller<br />

Anstrengung auf diesem Wege erhalten, durch sich<br />

abgezwungene Entsagungen jeder Art, durch eine büßende,<br />

harte Lebensweise <strong>und</strong> das Aufsuchen des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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