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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63808 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 733<br />

der. Wir sehn bisweilen einen Menschen über ein großes<br />

Unbild, das er erfahren, ja vielleicht nur <strong>als</strong> Zeuge<br />

erlebt hat, so tief empört werden, daß er sein eigenes<br />

Leben, mit Ueberlegung <strong>und</strong> ohne Rettung, daran<br />

setzt, um Rache an dem Ausüber jenes Frevels zu<br />

nehmen. Wir sehn ihn etwan einen mächtigen Unterdrücker<br />

Jahre lang aufsuchen, endlich ihn morden <strong>und</strong><br />

dann selbst auf dem Schafott sterben, wie er vorhergesehn,<br />

ja oft gar nicht zu vermeiden suchte, indem sein<br />

Leben nur noch <strong>als</strong> Mittel zur Rache Werth für ihn<br />

behalten hatte. – Besonders unter den Spaniern finden<br />

sich solche Beispiele.90 Wenn wir nun den Geist<br />

jener Vergeltungssucht genau betrachten, so finden<br />

wir sie sehr verschieden von der gemeinen Rache, die<br />

das erlittene Leid durch den Anblick des verursachten<br />

mildern will: ja, wir finden, daß was sie bezweckt<br />

nicht sowohl Rache <strong>als</strong> Strafe genannt zu werden verdient:<br />

denn in ihr liegt eigentlich die Absicht einer<br />

Wirkung auf die Zukunft, durch das Beispiel, <strong>und</strong><br />

zwar hier ohne allen eigennützigen Zweck, weder für<br />

das rächende Individuum, denn es geht dabei unter,<br />

noch für eine Gesellschaft, die durch Gesetze sich Sicherheit<br />

schafft: denn jene Strafe wird vom Einzelnen,<br />

nicht vom Staat, noch zur Erfüllung eines Gesetzes<br />

vollzogen, vielmehr trifft sie immer eine That, die der<br />

Staat nicht strafen wollte oder konnte <strong>und</strong> deren Strafe<br />

er mißbilligt. Mir scheint es, daß der Unwille, wel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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