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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65068 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1993<br />

kann von dem vor der Geburt, folglich auch nicht beklagenswerther.<br />

Eine ganze Unendlichkeit ist abgelaufen,<br />

<strong>als</strong> wir noch nicht waren; aber das betrübt uns<br />

keineswegs. Hingegen, daß nach dem momentanen Intermezzo<br />

eines ephemeren Daseyns eine zweite Unendlichkeit<br />

folgen sollte, in der wir nicht mehr seyn<br />

werden, finden wir hart, ja unerträglich. Sollte nun<br />

dieser Durst nach Daseyn etwan dadurch entstanden<br />

seyn, daß wir es jetzt gekostet <strong>und</strong> so gar allerliebst<br />

gef<strong>und</strong>en hätten? Wie schon oben kurz erörtert: gewiß<br />

nicht; viel eher hätte die gemachte Erfahrung eine unendliche<br />

Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese<br />

des Nichtseins erwecken können. Auch wird der Hoffnung<br />

der Seelen-Unsterblichkeit allemal die einer<br />

»bessern <strong>Welt</strong>« angehängt, – ein Zeichen, daß die gegenwärtige<br />

nicht viel taugt. – <strong>Die</strong>ses allen ungeachtet<br />

ist die Frage nach unserm Zustande nach dem Tode<br />

gewiß zehntausend Mal öfter, in Büchern <strong>und</strong> mündlich,<br />

erörtert worden, <strong>als</strong> die nach unserm Zustande<br />

vor der Geburt. Theoretisch ist dennoch die eine ein<br />

eben so nahe liegendes <strong>und</strong> berechtigtes Problem, wie<br />

die andere: auch würde wer die eine beantwortet hätte<br />

mit der andern wohl gleichfalls im Klaren seyn. Schöne<br />

Deklamationen haben wir darüber, wie anstößig es<br />

wäre, zu denken, daß der Geist des Menschen, der die<br />

<strong>Welt</strong> umfaßt <strong>und</strong> so viele höchst vortreffliche Gedanken<br />

hat, mit ins Grab gesenkt würde; aber darüber,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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