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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63733 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 658<br />

großen Leidenschaften (Radscha-Guna). Es tritt hervor<br />

in den großen historischen Charakteren; es ist geschildert<br />

im Epos <strong>und</strong> Drama: es kann sich aber auch<br />

in der kleinen Sphäre zeigen, denn die Größe der Objekte<br />

mißt sich hier nur nach dem Grade, in welchem<br />

sie den <strong>Wille</strong>n bewegen, nicht nach ihren äußeren<br />

Verhältnissen. Sodann zweitens das reine Erkennen,<br />

das Auffassen der Ideen, bedingt durch Befreiung der<br />

Erkenntniß vom <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns: das Leben des<br />

Genius (Satwa-Guna). Endlich drittens, die größte<br />

Lethargie des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> damit der an ihn geb<strong>und</strong>enen<br />

Erkenntniß, leeres Sehnen, lebenerstarrende Langeweile<br />

(Tama-Guna). Das Leben des Individuums,<br />

weit entfernt in einem dieser Extreme zu verharren,<br />

berührt sie nur selten, <strong>und</strong> ist meistens nur ein schwaches<br />

<strong>und</strong> schwankendes Annähern zu dieser oder jener<br />

Seite, ein dürftiges Wollen kleiner Objekte, stets wiederkehrend<br />

<strong>und</strong> so der Langenweile entrinnend. – Es<br />

ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend <strong>und</strong> bedeutungsleer,<br />

von außen gesehn, <strong>und</strong> wie dumpf <strong>und</strong> besinnungslos,<br />

von innen empf<strong>und</strong>en, das Leben der allermeisten<br />

Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes<br />

Sehnen <strong>und</strong> Quälen, ein träumerisches Taumeln durch<br />

die vier Lebensalter hindurch zum Tode, unter Begleitung<br />

einer Reihe trivialer Gedanken. Sie gleichen<br />

Uhrwerken, welche aufgezogen werden <strong>und</strong> gehn,<br />

ohne zu wissen warum; <strong>und</strong> jedesmal, daß ein<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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