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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63717 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 642<br />

zum Strafwerkzeug: <strong>und</strong> es ist ein so fürchterliches,<br />

daß es schon die Züchtlinge zum Selbstmord geführt<br />

hat. Wie die Noth die beständige Geißel des Volkes<br />

ist, so die Langeweile die der vornehmen <strong>Welt</strong>. Im<br />

bürgerlichen Leben ist sie durch den Sonntag, wie die<br />

Noth durch die sechs Wochentage repräsentirt.<br />

Zwischen Wollen <strong>und</strong> Erreichen fließt nun durchaus<br />

jedes Menschenleben fort. Der Wunsch ist, seiner<br />

Natur nach, Schmerz: die Erreichung gebiert schnell<br />

Sättigung: das Ziel war nur scheinbar: der Besitz<br />

nimmt den Reiz weg: unter einer neuen Gestalt stellt<br />

sich der Wunsch, das Bedürfniß wieder ein: wo nicht,<br />

so folgt Oede, Leere, Langeweile, gegen welche der<br />

Kampf eben so quälend ist, wie gegen die Noth. –<br />

Daß Wunsch <strong>und</strong> Befriedigung sich ohne zu kurze<br />

<strong>und</strong> ohne zu lange Zwischenräume folgen, verkleinert<br />

das Leiden, welches Beide geben, zum geringsten<br />

Maaße <strong>und</strong> macht den glücklichsten Lebenslauf aus.<br />

Denn Das, was man sonst den schönsten Theil, die<br />

reinsten Freuden des Lebens nennen möchte, eben<br />

auch nur, weil es uns aus dem realen Daseyn heraushebt<br />

<strong>und</strong> uns in antheilslose Zuschauer desselben verwandelt,<br />

<strong>als</strong>o das reine Erkennen, dem alles Wollen<br />

fremd bleibt, der Genuß des Schönen, die ächte Freude<br />

an der Kunst, dies ist, weil es schon seltene Anlagen<br />

erfordert, nur höchst Wenigen <strong>und</strong> auch diesen<br />

nur <strong>als</strong> ein vorübergehender Traum vergönnt: <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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