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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63883 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 808<br />

sen Darstellung im Dichten: wenn nämlich immer getrauert<br />

<strong>und</strong> immer geklagt wird, ohne daß man sich<br />

zur Resignation erhebt <strong>und</strong> ermannt; so hat man Erde<br />

<strong>und</strong> Himmel zugleich verloren <strong>und</strong> wässerichte Sentimentalität<br />

übrig behalten. Nur indem das Leiden die<br />

Form bloßer reiner Erkenntniß annimmt <strong>und</strong> sodann<br />

diese <strong>als</strong> Quietiv des <strong>Wille</strong>ns wahre Resignation herbeiführt,<br />

ist es der Weg zur Erlösung <strong>und</strong> dadurch<br />

ehrwürdig. In dieser Hinsicht aber fühlen wir beim<br />

Anblick jedes sehr Unglücklichen eine gewisse Achtung,<br />

die der, welche Tugend <strong>und</strong> Edelmuth uns abnöthigen,<br />

verwandt ist, <strong>und</strong> zugleich erscheint dabei<br />

unser eigener glücklicher Zustand wie ein Vorwurf.<br />

Wir können nicht umhin, jenes Leiden, sowohl das<br />

selbstgefühlte wie das fremde, <strong>als</strong> eine wenigstens<br />

mögliche Annäherung zur Tugend <strong>und</strong> Heiligkeit,<br />

hingegen Genüsse <strong>und</strong> weltliche Befriedigungen <strong>als</strong><br />

die Entfernung davon anzusehn. <strong>Die</strong>s geht so weit,<br />

daß jeder Mensch, der ein großes körperliches Leiden,<br />

oder ein schweres geistiges trägt, ja sogar jeder, der<br />

nur eine die größte Anstrengung erfordernde körperliche<br />

Arbeit im Schweiß seines Angesichts <strong>und</strong> mit<br />

sichtbarer Erschöpfung verrichtet, dies alles aber mit<br />

Geduld <strong>und</strong> ohne Murren, daß, sage ich, jeder solcher<br />

Mensch, wenn wir ihn mit inniger Aufmerksamkeit<br />

betrachten, uns gleichsam vorkommt wie ein Kranker,<br />

der eine schmerzhafte Kur anwendet, den durch sie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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