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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65203 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2128<br />

sich mittelst jenes Treibens <strong>und</strong> Mühens ins Daseyn<br />

drängt. Ja, sie selbst regt sich schon in der so umsichtigen,<br />

bestimmten <strong>und</strong> eigensinnigen Auswahl zur Befriedigung<br />

des Geschlechtstriebes, die man Liebe<br />

nennt. <strong>Die</strong> wachsende Zuneigung zweier Liebenden<br />

ist eigentlich schon der Lebenswille des neuen Individuums,<br />

welches sie zeugen können <strong>und</strong> möchten; ja,<br />

schon im Zusammentreffen ihrer sehnsuchtsvollen<br />

Blicke entzündet sich sein neues Leben, <strong>und</strong> giebt<br />

sich k<strong>und</strong> <strong>als</strong> eine künftig harmonische, wohl zusammengesetzte<br />

Individualität. Sie fühlen die Sehnsucht<br />

nach einer wirklichen Vereinigung <strong>und</strong> Verschmelzung<br />

zu einem einzigen Wesen, um <strong>als</strong>dann nur noch<br />

<strong>als</strong> dieses fortzuleben; <strong>und</strong> diese erhält ihre Erfüllung<br />

in dem von ihnen Erzeugten, <strong>als</strong> in welchem die sich<br />

vererbenden Eigenschaften Beider, zu Einem Wesen<br />

verschmolzen <strong>und</strong> vereinigt, fortleben. Umgekehrt, ist<br />

die gegenseitige, entschiedene <strong>und</strong> beharrliche Abneigung<br />

zwischen einem Mann <strong>und</strong> einem Mädchen die<br />

Anzeige, daß was sie zeugen könnten nur ein übel organisirtes,<br />

in sich disharmonisches, unglückliches<br />

Wesen seyn würde. Deshalb liegt ein tiefer Sinn<br />

darin, daß Calderon die entsetzliche Semiramis zwar<br />

die Tochter der Luft benennt, sie jedoch <strong>als</strong> die Tochter<br />

der Nothzucht, auf welche der Gattenmord folgte,<br />

einführt.<br />

Was nun aber zuletzt zwei Individuen verschiede-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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